: Totale Flaute auf dem Markt der Ferienjobs
■ So schlimm sah die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Schüler noch nie aus/ Arbeitsämter bitten Firmen um Ferienjobs
Berlin. Die Ferien sind da, der Sommer ist heiß, und alle Schulfreunde schwitzen am Strand von Portugal oder kariolen mit dem Inter-Rail- Ticket durch Europa. Nur Detlev S., 17 Jahre, sitzt zu Hause, hat kein Geld für nichts, die Eltern haben gesagt: Geh doch arbeiten, das haben wir früher immer in den Ferien gemacht. Doch früher müssen die Zeiten anders gewesen sein. Im Prinzip ist Detlev nicht arbeitsscheu, auch nicht in den Ferien, zumal sie in diesem Jahr satte sieben Wochen betragen. Das Problem aber ist: Es gibt in diesem Jahr kaum Jobs für Jugendliche. Weder im Westteil, geschweige denn im Ostteil oder im nahen Umland. So schwierig war die Jobsituation für Schüler noch nie, sagt Johannis Kernbach, Pressesprecher des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg. In einem Schreiben bat das Landesarbeitsamt dringend die Arbeitgeber, offene Stellen für Ferienhelfer umgehend den zuständigen Arbeitsämtern oder den studentischen Vermittlungseinrichtungen zu melden. Gesucht würden Tätigkeiten aller Art, z.B. als Lager- und Transportarbeiter, Packer, Produktionshelfer, Verkaufs- oder Bürohilfe, Kraftfahrer und Begleitung sowie als Aushilfe im Bau und Gaststättenbereich.
Ganz besonders schwierig, sagt Kernbach, sehe die Lage für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren aus. Weil sie nach dem Jugendschutzgesetz nur leichte Jobs und diese höchstens für vier Wochen ausüben dürfen, seien sie kaum zu vermitteln. Dies bestätigen auch die Jugend- Vermittlungsstellen der fünf westlichen und vier östlichen Arbeitsämter. Das für Neukölln und Tempelhof zuständige Arbeitsamt II hat im Juli für den Bezirk Tempelhof und Neukölln gerade mal ein Angebot einer einzigen Firma ins Haus bekommen. Gesucht wurden zwei Maschinenarbeiterinnen für einen Stundenlohn von 10 Mark. Etwas besser sieht es im Arbeitsamt IV, für Kreuzberg und Schöneberg aus. Gestern liefen 16 Angebote ein, ein Rekordergebnis! Zehn Jobs wurden innerhalb von Minuten an sieben Schüler und drei Schülerinnen vermittelt. Gesucht wurden von einer Kunststoffirma Schülerinnen, die Ringbücher vervollständigen sollten. Brauchen konnte eine Schlosserei »pfiffige« Helfer, die den Gesellen zur Hand gehen können. Überhaupt keinen einzigen Ferienjob konnte bisher das Arbeitsamt III, zuständig für Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf arbeitswilligen Schülern anbieten. »Die Lage ist auch ohne Schülerbewerbungen katastrophal«, sagte der Sachbearbeiter. Ihm bleibe oft nichts anderes übrig, als die Jugendlichen aufzufordern, ihr Glück im Westen oder bei der Studentischen Arbeitsvermittlung der Humboldt- Universität zu suchen. Was also tun, wenn die Eltern dem Sprößling kein Inter-Rail-Ticket bezahlen können? aku
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen