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Cremes und Öle: Kein Freibrief für Sonnenbäder

■ Ein Sonnenbad ist im richtigen Maß durchaus gesund, aber einen Sonnenschock vergißt unsere Haut niemals: Sie altert schneller

Models tragen in der Werbung vor allem eines zu Markte: makellos braune Haut. Wer diesem Schönheitsideal im Urlaub nachzueifern versucht, erlebt nur allzu oft ein Fiasko. Statt tiefbraun färbt sich die Haut puterrot. Starke Schmerzen können die Erholung total zunichte machen. Schuld daran ist die Unvernunft vieler Sonnenanbeter, aber auch der Mangel an Wissen über die Wirkung des Sonnenlichts.

Dabei ist ein Sonnenbad richtig dosiert durchaus gesund: Durchblutung und Kreislauf werden gefördert, die Bildung von Vitamin-D wird angeregt, das Wohlbefinden hebt sich. Außerdem verfügt unsere Haut über besondere Schutzmechanismen gegen die Sonne. Zum einen kann sich ihre Hornschicht in wenigen Tagen verdicken, es bildet sich eine Lichtschwiele. Sie reflektiert das Licht und schwächt es durch Streuung ab. Zum anderen lagert die Haut das schützende Pigment Melanin ein, das auch die Bräunung bewirkt.

All das nützt aber gar nichts, wenn sich die Sonnenanbeter regelrecht braten lassen. Einen solchen Schock an ultravioletter (UV) Strahlung vergißt die Haut nie. Sie altert schneller, trocknet aus und Pigmentflecken sprießen. Noch schlimmer: Mit jedem Sonnenbrand steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Besonders gefürchtet ist der schwarze Krebs, das maligne Melanom, das sich aus Muttermalen entwickeln kann. Nach Schätzungen von Fachleuten erkranken bundesweit pro Million Einwohner etwa 100 Menschen jährlich an dieser hochgradig bösartigen Form des Hautkrebses. Erbliche Veranlagungen und Umweltfaktoren sind dafür verantwortlich. „Die Fälle sind in den vergangenen zwanzig Jahren um das Fünffache gestiegen“, berichtet Professor Peter Altmeyer, Direktor der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität im St. Josef Hospital Bochum. Er erklärt diesen Anstieg vor allem mit der Unvernunft vieler Menschen: „Gefährdet ist zum Beispiel der blasse Büroangestellte, der vier Wochen lang exzessiv Sonnenurlaub in den Tropen macht.“

Nicht nur die Stärke und Dauer des Sonnenbades sind entscheidend, auch der Hauttyp spielt eine große Rolle. Besonders empfindlich reagieren Kinder und hellhäutige Personen. Experten unterscheiden den extrem blassen keltischen Typ mit rötlichen Haaren, den germanischen Typ mit leichter Neigung zum Sonnenbrand sowie den romanischen Typ, der schnell und intensiv braun wird. Aber auch dunklere Hauttypen sind nicht vor einem Sonnenbrand gefeit. In ihrer Haut kann unter Umständen eine andere Art von Melanin eingelagert sein, das nicht gegen UV- B-Licht, die mittelwellige und bräunende Ultraviolettstrahlung, schützt.

Trotz Aufklärungsaktionen ist die Unkenntnis über die Wirkung des UV-Lichts groß. Sonnenbrand trotz langer Kleidung? Wer hier ungläubig den Kopf schüttelt, liegt falsch. Synthetikfasern, die im Gegensatz zu Baumwolle kein dichtes Gewebe bilden, lassen UV-B-Licht durch. Wolken am Himmel oder Glasscheiben bieten ebenfalls keinen völligen Schutz. Lange Gesichter gibt es bei verbrannter Haut trotz chemischer Bräunungsmittel oder Vorbehandlung auf der Sonnenbank. Chemische Mittel färben die obersten Hornschichten ein, schützen aber nicht vor dem Eindringen des UV- B-Lichts in die Haut. Auch in Solarien wird „der Eigenschutz der Haut durch die Bestrahlung mit UV-A nicht erhöht“, berichtet das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg bei München. UV-A ist der langwellige Teil des Ultraviolettbereichs.

Experten empfehlen daher vor allem die Verwendung von Lichtschutzmitteln, die es in unterschiedlichen Stärken gibt. Doch auch solche Cremes oder Öle sind kein Freibrief für ekzessive Sonnenbäder. „Hellhäutige Menschen müssen generell die pralle Sonne meiden“, fordert Altmeyer. Jeder sollte außerdem beobachten, ob sich seine Muttermale verändern — es könnte sich um Vorboten von Krebs handeln. Auch wenn die Hautkrebs-Gefahr durch dauerhafte und starke Sonnenbestrahlung mittlerweile jedem bekannt sein dürfte, ist das Sonnenanbeten immer noch eine der beliebtesten „Aktivitäten“ in Freizeit und Urlaub. „Das kann man tausendmal sagen, um einmal gehört zu werden“, bedauert der Bochumer Dermatologe. dpa/taz

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