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Einer von Tausenden:

■ Ghassan Najjar — elf Jahre in Syrien im Gefängnis

Im April 1980 beteiligte sich der Ingenieur Ghassan Najjar an einem eintägigen Proteststreik gegen den Ausnahmezustand, der damals seit 17 Jahren in Syrien galt und auch heute noch in Kraft ist. Der Streik wurde von Ärzten, Rechtsanwälten und Ingenieuren getragen. Die Forderungen umfaßten neben der Beendigung des Ausnahmezustands auch die Abschaffung aller Staatssicherheitsgerichte und die Freilassung aller noch nicht vor Gericht gestellten Gefangenen in Syrien.

Der Staat reagierte prompt. Hunderte von Menschen wurden verhaftet. Die Ärztekammer, der Ingenieurverband und die Anwaltsvereinigung Syriens wurden aufgelöst. Wie die meisten der damals Verhafteten befindet sich auch Ghassan Najjar seither hinter Gittern, ohne daß gegen ihn Angklage erhoben oder ein Prozeß eröffent worden wäre.

Ghassan Najjar wurde 1938 in Aleppo geboren. 1963 erwarb er an der Universität von Istanbul sein Diplom als Maschinenbauingenieur. Er heiratete und wurde Vater von vier Kindern. Nach seiner Verhaftung wurde er zunächst im Zivilgefängnis al-Qal'a in Damaskus inhaftiert; nach Schließung dieses Gefängnisses im September 1984 wurde er dann in die Zivilhaftanstalt 'Adra nahe der Hauptstadt verlegt.

Im Juli 1984 erfuhr seine Familie, daß er zur akuten Behandlung einer Wirbelsäulenverletzung in ein Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Anscheinend war Ghassan Najjar von Gefängniswärtern zusammengeschlagen worden, um ihn zum Abbruch eines Hungerstreiks zu zwingen, den er aus Protest gegen seine fortdauernde Inhaftierung begonnen hatte.

Im Oktober 1986 brachte seine Familie in Erfahrung, daß er an einem angebrochenen Rückenwirbel, einem Herzmuskelschaden und Magengeschwüren litt. Sein psychischer Zustand wurde als sehr schlecht beschrieben.

Ghassan Najjar befindet sich seit nunmehr elf Jahren ohne rechtliche Grundlage in Haft. Informationen: ai

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