: Der Sinn des Todes
Die Franzosen haben ein wachsendes Interesse an der Gestaltung ihrer eigenen Beerdigung. Das hat eine Studie ergeben, die vom führenden französischen Bestattungsunternehmen, den Pompes funebres generales (PFG), in Auftrag gegeben worden war, um das Sterbeverhalten ihrer Kunden zu untersuchen. Eingeteilt wurden die späteren Leichen in folgende Kategorien: Rationalistischer Feuerbestatter, spiritueller Sinnsucher, unentschiedener Verdränger, religiöser Konformist und konservativer Kirchgänger — alle können bedient werden.
Zwar stellen die unentschiedenen Verdränger, die jeden Gedanken an die Löffelabgabe zurückweisen und schon gar keine materielle Vorsorge dafür treffen wollen, mit 30 Prozent noch die größte Gruppe, doch ihnen steht eine wachsende Zahl von Menschen gegenüber, die außerhalb der etablierten Kirchen nach dem Sinn des Todes suchen und dabei neue Wege bei der Bestattung beschreiten wollen.
Diese Gruppe, die in der Erhebung 18 Prozent ausmacht, sind vielversprechende Kunden für die modernen Totengräber. Ihnen schweben als Ort der Verwesung eher „ein schöner Garten“ als ein ordinärer Friedhof und ein „schöner und letztendlich fröhlicher“ Leichenschmauß zum Abschied vor. Fast jeder zweite aus der Gruppe der Sinnsucher glaubt an ein Weiterleben nach dem Tod in irgendeiner Form.
Angesichts der neuen Hinwendung zum Sensemann bieten die Bestattungsunternehmen Verträge an, mit denen schon zu Lebzeiten der finale Abgang bis ins Detail geregelt und natürlich auch bezahlt wird. Diese Gespräche führen sich bedeutend leichter, wenn kein Trauerfall vorliegt, meint PFG-Chef Philippe de Margerie. — 16 Prozent der Befragten wünschten sich eine schlichte Trauerfeier, 13 Prozent eine große kirchliche, und die Katholiken lehnen die Feuerbestattung ab. Trotzdem ist das Verbrennen von Leichen in Frankreich stark im Kommen. Auch die Anhänger der traditionellen Begräbnisse legen wieder Wert auf äußeren Pomp. So sind von Pferden gezogene Leichenwagen und prächtige Trauersymbole zur Zeit der ganz große Renner in Frankreich. Der wieder erwünschte Glanz der Trauerfeiern wird allerdings durch einen ebenso peinlichen wie dramatischen Priesterschwund gedämpft. Immer mehr Menschen werden ohne geistlichen Beistand unter die Erde gebracht, und der Pfarrer wird am Grab durch einen teuer bezahlten Laien ersetzt. Karl Wegmann
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