: Im Tiefflug über die neuen Länder
■ Ab September braust das Jagdgeschwader dicht über die Erde/ Luftflotte fordert Ost-Präsenz/ Was wird aus sowjetischen MiG 21?/ Stolpe lobte Bundeswehr und mahnte wegen der Nachbarn
Strausberg. Die Soldaten im Osteinsatz freuen sich auf einen Spaß besonderer Art. Demnächst wird die Luftflotte der Bundeswehr auch im Tiefflug über die neuen Länder brausen. Das teilte der Kommandierende General der Luftflotte, Generalleutnant Walter Schmitz, am Wochenende in Strausberg bei Berlin mit. Mit einem militärischen Appell wurde dort die Unterstellung der 5.Luftwaffendivision in Ostdeutschland unter den Kommandierenden General der Luftflotte der Bundeswehr gewürdigt.
Es gehöre zur nationalen Souveränität, daß die Luftwaffe auch in Ostdeutschland ihre Präsenz zeige, sagte Schmitz. Eine entsprechende Weisung des Verteidigungsministers werde Anfang September erwartet.
Als insgesamt erfolgreich wurde die Integration der NVA in die Bundeswehr bezeichnet. Unsicherheit gebe es jedoch wegen des bevorstehenden Personalabbaus. Zu den dringlichsten Problemen bei der 5.Luftwaffendivision, der 10.000 Soldaten und über 7.000 zivile Mitarbeiter in mehr als 100 Dienststellen angehören, zählen nach Ansicht ihres Kommandeurs, Generalmajor Bernhard Mende, die Verbesserung der Ausbildung und eine Bewältigung der ökologischen Altlasten. Von rund 80 Millionen Mark, die der 5.Luftwaffendivision für den Aufbau einer militärischen Infrastruktur zur Verfügung stehen, soll nach Angaben von Mende rund ein Drittel für Maßnahmen im Umweltbereich verwendet werden.
Ungeklärt bleibt weiterhin die Verwendung der sowjetischen MiG-29-Jagdflugzeuge. Die logistisch-technische Versorgung der Flugzeuge, die noch zwölf Jahre eingesetzt werden könnten, und die Höhe der Betriebskosten seien noch nicht eindeutig geklärt.
Mit Sicherheit seien die 24 Maschinen kein Ersatz für Jagdflugzeuge der neuen Generation. Die Entwicklungsarbeiten für ein solches neues Flugzeug stünden gerade vor dem Abschluß.
Als ausgesprochen gut bezeichnete Schmitz das Verhältnis zu den sowjetischen Streitkräften und besonders zur 16. Frontluftarmee, die sich mit der Bundeswehr den Luftraum über der früheren DDR teilt. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), der in Strausberg zu Gast war, lobte die friedenssichernde und „stabilisierende Funktion“, die die Bundeswehr im Verhältnis zu den sowjetischen Soldaten einnehme.
Stolpe mahnte aber auch, daß polnische und sowjetische Nachbarn erfahren müßten, daß die Deutschen mit ihnen ein gemeinsames Europa aufbauen wollten. Für die nächsten drei Jahre, in denen die sowjetischen Soldaten „unsere Gäste“, seien „muß es uns darauf ankommen, ein europäisches Miteinander zu schaffen“. taz/dpa
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