Kultur, vom Tisch geräumt

■ Versiegeltes Ei, befreite Hüttenmusik

Ist das nun großkotzig oder großzügig: Das Kulturzentrum Walle im ehemaligen Straßenbahndepot in Walle lädt zum Tag der offenen Tür, Datum 20.-22.91. Obwohl das Haus noch eine (Um-)baustelle ist, will man schon zeigen, wie man sich dort Kulturarbeit vorstellt. U.a. mit einer Fotoausstellung „Wer kennt schon Pinnow? — Landarbeiter in der DDR“. Heute, am Samstag, darf man sich noch einmal „Mahagonny“ (nach Brecht/Weill) ansehen sowie ein „Prometheus- Fragment“ über den halben Feuergott (ab 20 Uhr). Sonntag ab 14 Uhr Kinderprogramm mit Blasmusik, Theater und Kuchen. Highlight: Das Klöckner Hüttenorchester, erstmals außerhalb des umzäunten Betriebsgeländes! Schließlich eine Lesung mit der Literaturgruppe „Stint“ (17 Uhr). Anhand von Modellen, die ArchitekturstudentInnen gebaut haben, kann man sich ein Bild vom zukünftigen Zentrum machen.

Jugendliche Musikgruppen im Bremer Raum! Ihr sucht doch immer nach Auftrittsmöglichkeiten. Hier ist Eure Chance: Das “JugendKulturSpektakel“ in der Vahr veranstaltet am 9. und 10. Oktober eine “offene Bühne“ im Jugendfreizeitheim. Interessierte sofort melden, Tel. 4963079.

Am 30. September beginnt das Wintersemester im Institut Francais. Angeboten wird z.B. ein Kinderkurs (7-10 Jahre), wo spielend und singend das Wissen vermittelt wird, das nötig ist, damit man in Paris nicht roten Wind eingeschenkt bekommt. Für Große gibt es Kompaktkurse. Tel.: 326722, 328122

Sang- und klanglos geht ein Bremer Kinderinstitut unter, das Kindertheater Piccolo. Als Zusammenschluß kleinerer Theater bot es seit 1985 regelmäßig Vorstellungen an: 44 Stücke mit 9 festen MitarbeiterInnen. Die senatorielle Unterstützung hielt sich in den Grenzen der Portokasse. Die letzte Premiere: “Räuber im Geschichtenhaus“, Erzähltheater mit Musik von Erwing Rau. Christian Haisch erzählt eine orientalische Geschichte mit gutem Ende. Sonntag, 22.9., 15 Uhr im Kubo, Beim Paulskloster 12.

Was ist eine Spitzenfinanzierung? Das ist, wenn der Senat zu Ausstellungen, die zusätzliche Übernachtungen in Bremen versprechen, 90.000 Mark dazugibt. Beispiel: Die Rodin-Ausstellung der Kunsthalle im November, die unter dem Aspekt zu sehen ist: Erotik als treibende Kraft im Werk des wichtigsten Bildhauers der Moderne. Leihgaben kommen aus der ganzen Welt, vorzüglich aus dem Rodin-Museum in Paris.

Am Dienstag, 24.9., geschieht in Bremervörde an der Oste um 20 Uhr Großes: Dann wird das Ei versiegelt. Das weit übermannshohe Betonungetüm steht auf dem Gelände der „Landesgartenschau“ Natur im Städtebau am Vörder See und dient als Briefkasten für unserer Urururururururururururenkel. Aufgestellt von den mutmaßlichen Konzeptkünstlern Armin Kölbli und Manfred Stürmlinger, beinhaltet das Ei bis heute 500 Briefe. Bis Dienstag dürften Telegramme noch ankommen. Postadresse: Das Ei, 2740 Bremervörde. Bus