Südafrika wird wieder hoffähig

■ Stadtwerke wollen bei Besuch über Kohleimport verhandeln

Bis Mitte der 80er Jahre wurde in Bremer Kraftwerken Kohle aus Südafrika verfeuert. Dann stellten die Stadtwerke Bremen den Import aus dem Apartheid-Staat ein. Jetzt könnte es bald wieder soweit sein: Stadtwerke-Vorstandsmitglied Günther Czichon will mit dem Bremer Hafensenator Kunick Ende November ans Kap der guten Hoffnung reisen. „Wir wollen uns für die Zukunft die Option für den Kohle-Import wieder öffnen“, so Czichon gestern zur taz.

Kurzfristig sei mit Kohleimporten vom Kap nicht zu rechnen, sagte Günther Czichon. Aber die Stadtwerke behalten sich den Einkauf vor, falls die südafrikanische Kohle wieder billiger werden sollte. Zur Zeit bestehe keine „wesentlicher Preisvorteil“ gegenüber Ländern wie Polen, England, Kolumbien und den USA, aus denen die Stadtwerke heute ihren Brennstoff beziehen.

Czichon: „Die politischen Bedingungen in Südafrika spielen für die Stadtwerke nur eine untergeordnete Rolle.“ 1986 hatte die Bremer Bürgerschaft einen Beschluß verabschiedet, in dem die Stadtwerke aufgefordert wurden, auf Importe aus dem Apartheid- Staat zu verzichten.

Auch die Bremer Lagerhaus- Gesellschaft (mehrheitlich in Landesbesitz), die den Güter- Umschlag in den Bremischen Häfen organisiert, will sich an der Südafrika-Reise beteiligen. Im Gegensatz zu den Stadtwerken hat es bei der BLG in den letzten Jahren keine Unterbrechung der Beziehungen zu Südafrika gegeben. 300.000 Tonnen Stückgut wurden 1990 über die bremischen Häfen nach Südafrika exportiert oder von dort importiert.

Besonders will die BLG die Kontakte zu der südafrikanischen Reederei „South African Marine“ pflegen, deren Schiffe Bremen regelmäßig anlaufen.

Hafensenator Konrad Kunick rechtfertigt in einem Brief an den Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe seine Reisepläne damit, daß die südafrikanische Regierung inzwischen diskrimierende Gesetze gegen die schwarze Bevölkerung aufgehoben habe. Kunick will die Reise aber davon abhängig machen, wie sich die schwarze Bürgerrechts- Bewegung African National Congress (ANC) und andere Oppositionsgruppen dazu äußern. In einem Interview mit der taz hatte die Bonner ANC-Vertreterin Kunick von seinen Reiseplänen zum jetzigen Zeitpunkt abgeraten.

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