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Emotional aufgeputscht

■ Betr.: Kommentar: „Bauern(straßen)-Opfer“ — taz-bremen vom 24.9.91

Herr Daschner wirft uns Eltern vor, Kindern die „harte Linie gegenüber den Abhängigen“ beizubringen. Den Fehler, Herr D., haben wir nicht gemacht, aber vielleicht einen anderen.

Die Kinder haben von uns jahrelang gehört, daß den Junkies geholfen werden muß (und zwar weit mehr, als es z. Zt. geschieht). Wenn die Kinder Angst zeigten, wurde ihnen erklärt, die Abhängigen seien keine Bedrohung, sondern sehr krank.

Gleichzeitig vergittern wir Fenster und Türen, bauten doppelte Schlösser ein, sehen bei jedem Klappen des Gartentores nach, wer aufs Grundstück kommt, kauften unter dem Schutz eines bewaffneten Body-Guards ein.

Wir beruhigten unseren Sohn, der meinte, hier nicht mehr leben zu können. Wir versuchten unserer 14jährigen Tochter zu erklären, warum wir gegen die Ausweitung der Drops wären, wir hätten doch immer von „Hilfe“ geredet.

„Unzählige Diskussionen am Eßtisch“ können den Widerspruch zwischen Anspruch an Sozialpolitik und der Lebensrealität unserer Kinder nicht mehr dauerhaft überbrücken. Der Fehler ist, daß ich meinen Kindern versuche eine Angst auszureden, die ich mir selbst nicht zugestehen mag.

Herr Daschner, entweder haben Sie keine Kinder oder aber Sie wohnen außerhalb des Viertels in einer ruhigen Seitenstraße. Sonst wüßten Sie nämlich, welche Probleme wir als Eltern hier haben und würden die Möglichkeit eines Redakteurs nutzen, konstruktiv an dem Problem zu arbeiten und nicht die ohnehin schon sehr schwierige Situation so emotional aufzuputschen.

Bärbel Kurdum-Bilinski

Bauernstraßenbewohnerin

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