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DIE 5. GEWALT — WEGE DURCH DEN MEDIENDSCHUNGEL Von Ben Vart

Der Leser liebt es, wenn's menschelt— der bürgerliche Lohnschreiber bringt selbst in die Ankündigung von Sportübertragungen jenen human touch, der für die großen Publikumszeitschriften typisch ist: „Jimmy Connors, grinsend unter Schweißbächen, redet auf einen lachenden Courier ein. Gute, lange Zwiesprache mit dem 18 Jahre jüngeren Bezwinger [...] Sind Männer, in Sieg oder Niederlage, wirklich großherziger und herzlicher als Frauen?“ Wir wissen nicht, ob Wolfgang Fricke zu Hause unter dem Pantoffel steht oder ob er sich einfach nur für regelmäßig versalzene Rouladen und das ständig pißwarme Bier rächen will. Oder gar nur ein schlicht gestrickter Macker ist: „Frauen dagegen: Mühsame Beherrschung, feindliche Körperhaltung, Blicke wie Eiszapfen.“ Wie erfrischend dagegen die offene Warmherzigkeit eines Lendl und die sanftmütige und kultivierte Art eines McEnroe! Und wie schön, auf diese Weise eine Erklärung dafür zu bekommen, warum die Auflagenzahlen der Hör Zu so stetig wie gerechtfertigt fallen und fallen und fallen...

Während die parlamentarische Rechte für die Verschärfung des Paragraphen 218 und gegen das schmarotzende Ausländerpack ficht, ist das reaktionäre Fußvolk schon weiter: „Schwangere in den Bauch getreten“ zwischenzeilt Bild am Sonntag in einem Bericht über die grassierende Gewaltwelle gegen Ausländer — und tut ganz erschrocken ob der Früchte, die auch die latent ausländerfeindliche hauseigene Berichterstattung beim Pöbel trägt: „Über Deutschland lodert die Flamme des Ausländerhasses — geschürt von Neonazis, Skinheads und anderen Rechtsradikalen.“

Und von Schreibtischtätern. Jenem beispielsweise, der zu der Donnerstagsstory „Asylantenland Deutschland“ in Bild gleich auf Seite zwei den erinnernswerten Satz beisteuerte: „Was kann Ali aus Timbuktu dafür, daß wir so ein schönes Grundgesetz und so reichlich Sozialhilfe haben?“ Dazu hat Ali aus Timbuktu genauso wenig beigetragen wie Pierre aus Bombay und Liu Tsu aus Damaskus — also sollen sie doch bleiben, wo der Peffer wächst. Also zu Hause.

Jedenfalls, und das findet auch Walter Bajohr im Rheinischen Merkur, können die Dunkelhäutigen aus aller Welt nicht so einfach nach Europa strömen. Es gibt einen, nach allem Anschein vererblichen, „Abwehrinstinkt“ gegen die drohende Überfremdung. Nicht nur in Hoyerswerda, sondern auch in London oder „den von Nordafrikanern überschwemmten Vorstädten von Paris“ (die Überschwemmung nach der Ausländerflut?) wehrt sich der Eingeborene gegen die Zuziehenden. Einen Aufschrei der Empöring hält der „Ressortleiter Innenpolitik“ des katholischen Wochenblattes für nicht geboten: „Doch wer voller Empörung dessen Bevölkerung [jener von Hoyerswerda — d.A.] wegen niederer Beweggründe und reaktionärer Intoleranz mit verbalen Prügeln überzieht, beweist nur, daß er immer noch nichts verstanden hat.“ Keine verbalen Prügel mehr gegen den offenen Rassismus? Vielleicht hat der Mann recht. Vielleicht brauchen diese Typen nur wirklich eins auf die Fresse. Damit nach der „klammheimlichen Apathie“ von Justiz und Politik (so die Zeit) nicht noch eine völkische Freude überhandnimmt, die schon lange nicht mehr „klammheimlich“ ist. Steinbach irritiert: Hat denn noch kein Konservativer homelands für die Asylanten gefordert? Nicht einmal Stoiber, diese unerwünschte Person?

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