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U W E J U N G F E R Die Marktwirtschaft gilt nach dem Ende des „real existierenden Sozialismus“ als Allheilmittel für wirtschaftliche Entwicklung, Demokratie und Freiheit. Die Glorifizierung des freien Marktes kann aber nur mangels Alternativen existieren. Richtig ist, daß die staatskapitalistischen Systeme hoffnungslos abgewirtschaftet haben. Wendet man aber den Blick von den Industrieländern ab und betrachtet die Entwicklungen in Ländern der dritten Welt in den letzten zwanzig, dreißig Jahren, so stellt sich die Frage, was denn die Marktwirtschaft in diesen Ländern geleistet hat.

Die achtziger Jahre gelten gemeinhin als ein „verlorenes Jahrzehnt“ für die Länder der dritten Welt. Die internationalen Entwicklungsanstrengungen der letzten zwanzig Jahre werden auch von den Verantwortlichen — wie dieser Tage auf der Jahrestagung der Weltbank — als gescheitert betrachtet. Wurden die Gelder bislang für überdimensionierte Großprojekte und zur Förderung der ländlichen Entwicklung verwendet, so hat man nun mit dem „informellen Sektor“, der Schattenwirtschaft, einen neuen Förderungsbereich entdeckt, der die Marktwirtschaft par excellence zu sein scheint.

Der Überblick, die Vierteljahresschrift der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Entwicklungsdienste, hat in seiner neuesten Ausgabe den informellen Sektor zum Schwerpunkt. Jörn Altmann erklärt zunächst den Begriff und beschreibt die grundlegenden Strukturen der Schattenwirtschaft. Es gibt weit über fünfzig unterschiedliche Definitionen des informellen Sektors. Allgemein kann man allerdings den informellen Sektor als den Wirtschaftssektor beschreiben, der außerhalb offizieller und reglementierter Strukturen besteht und — zumindest teilweise — illegal ist. Es sind u.a. jene nicht gemeldeten Straßenverkäufer, Schuhputzer und Taxifahrer, die untere und mittlere Einkommensschichten mit Sachgütern und Dienstleistungen versorgen. Die Tätigkeit im informellen Sektor schafft Millionen Menschen in den Ländern der dritten Welt eine Einkommensquelle. Handwerkliche Produkte wie beispielsweiswe Schuhe werden überwiegend mit einheimischen Materialien und Werkzeugen hergestellt. Die kleinen Wirtschaftseinheiten, die arbeitsintensive Produktion (die Arbeitsplätze schafft), das Anbieten der Produkte und Dienstleistungen auf den lokalen Märkten und der effiziente Umgang mit den Ressourcen lassen den informellen Sektor als den Bereich erscheinen, in dem marktwirtschaftlichen und ökologischen Kriterien auf scheinbar natürliche Weise Rechnung getragen wird. Als Gründe für das rasche Wachstum des informellen Sektors nennt Altmann das Bevölkerungswachstum, die Landflucht und die ökonomischen Probleme des formellen Sektors. Die Arbeitsplatzkonkurrenz läßt den Menschen häufig keine andere Alternative als sich mehr schlecht als recht mit informellen Tätigkeiten über Wasser zu halten.

Altmann weist darauf hin, daß der informelle Sektor sich häufig mit dem formellen ergänzt. So arbeiten Unternehmer im informellen Bereich als Subunternehmer und Zulieferer für die Betriebe im formellen Sektor. Aufgrund des Fehlens staatlicher Strukturen haben sich im informellen Sektor eigene Strukturen gebildet. So gibt es einen informellen Geld- und Kapitalmarkt, der häufig in Form von sog. Sparclubs kleinere Einlagen ermöglicht und auch Kleinkredite vergibt, was in der Regel bei den offiziellen Geldinstituten nicht möglich ist. Zudem wird auf umfangreiche bürokratische Formalitäten verzichtet. Aber auch eigene Wach- und Schutzdienste gegen korrupte Polizisten und Beamte haben sich in diesem Bereich gebildet.

Im informellen Sektor sind in der Mehrzahl Frauen tätig, und auch die Kinderarbeit ist geradezu typisch für diesen Bereich. So warnt Altmann schließlich davor, den informellen Sektor zu „idealisieren oder romantisch zu verklären“. Gerald Braun kritisiert in seinem Beitrag gerade diese idealisierende Betrachtung seitens der staatlichen Entwicklungspolitik. In seinen Augen versuchen die verantwortlichen Politiker angesichts des Scheiterns der konventionellen Entwicklungspolitik „aus der Not eine Tugend zu machen“. In den achtziger Jahren ist die Schattenwirtschaft deutlich stärker gewachsen als die formalen Wirtschaftsunternehmen. Nach seiner Einschätzung wären ohne den informellen Sektor die Dienstleistungen und die Grundversorgung in den Großstädten längst zusammengebrochen. Angesichts dieses Erfolges wird die Schattenökonomie „zur wahren Marktwirtschaft der Zukunft“ erklärt. Dabei wird nach Meinung von Braun übersehen, daß der informelle Sektor ein Ergebnis wachsender Armut ist und die „people's economy“, wie der informelle Sektor auch genannt wird, der Überlebenssicherung und Risikominderung dient.

Wurde die Schattenwirtschaft bislang verteufelt, so wird sie nun idealisiert. Neoklassische Marktwirtschaftler plädieren für eine Deregulierung der Schattenökonomie, „Interventionisten“ für die aktive Förderung durch spezifische Entwicklungs- und Sozialprogramme und „soziale Marktwirtschaftler“ für den Abbau von Diskriminierungen und eine staatlich regulierte Wettbewerbs- und Sozialordnung. Entwicklungsprojekte, die in diesem Sinne tätig werden, gehen nach Meinung von Braun am eigentlichen Ziel der Beseitigung bzw. Verminderung von Armut vorbei. Bei den Regierungen der dritten Welt gilt die Schattenwirtschaft meist als illegal. Voraussetzung sei demnach die Änderung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, die von seiten der politischen Adminstration und der Gesetzgeber bestimmt werden. Kurz: „Einen demokratischen Rechtsstaat einfordern; einen Staat, in dem Menschenrechte, Machtpluralismus, freie Interessenorganisation und Rechtssicherheit herrschen — nicht oligarchische Patronage- und Willkürherrschaft“ gilt es durchzusetzen.

In einem Beitrag über das Verhältnis von Strukturanpassungsprogrammen und informellem Sektor plädiert auch Rainer Tetzlaff für eine stärkere Berücksichtigung der Schattenwirtschaft. Er spricht dabei von einer „milieugerechten Prioritätensetzung“ bei der Vergabe von Finanzmitteln im Rahmen der Entwicklungsprogramme, bleibt aber eine nähere Erläuterung schldig. Seiner Meinung nach muß den verschuldeten Staaten der dritten Welt nach wie vor mit einer „großzügigen Entschuldungsaktion“ (Verzicht auf 50 Prozent der Forderungen und Begrenzung des Schuldendienstes auf maximal 15 Prozent der Exporteinnahmen) entgegengekommen werden, aber auch eine „Strukturanpassungspolitik nach innen“ erfolgen. Gemeint ist damit wohl die Herausführung des informellen Sektors aus seinem Schattendasein mittels staatlicher Reglementierungen. Daß diese nicht ohne weiteres möglich ist, zeigt Gerald Braun in seinem Beitrag.

In der Zeitschrift befindet sich auch ein Artikel von Hernando de Soto, einem peruanischen Ökonomen, der in seinem 1987 erschienenen Buch El otro sendero (Der andere Weg) für eine offizielle Anerkennung des informellen Wirtschaftens plädiert. Nach de Soto ist die Schattenökonomie die dominierende Form der Wirtschaft und zugleich der dynamischste Sektor. Seine Arbeit fußt „auf eine neue Art von Klassenanalyse, die im informellen Sektor eine neu entstehende unternehmerische und demokratische Klasse in den Entwicklungsländern sieht“. Auch er hält diesbezüglich institutionelle Reformen für nötig, die zu Marktwirtschaft und Wirtschaftswachstum führen.

Weitere Beiträge im Heft beschäftigen sich mit der Rolle der Frauen im informellen Sektor, mit dem informellen Kreditmarkt und mit dem illegalen Außenhandel in Afrika. Eine Reihe von Fall- bzw. Länderbeispielen runden den Schwerpunkt ab.

Unter dem Titel „Mehr Markt — viel Elend“ beschäftigen sich einige Beiträge in der Zeitschrift Dritte Welt mit der Situation in Lateinamerika. Im einleitenden Beitrag von Claudia Hamann uind Peter Imbusch wird die erfolglose wirtschaftliche Anpassungspolitik der Länder Lateinamerikas in den achtziger Jahren beschrieben. Die Errichtung einer nordamerikanischen Freihandelszone mit den USA, Kanada und Mexiko liegt nach Meinung der Autoren nicht im Interesse einer Entwicklung des Subkontinents. Vielmehr seien die eigenen, internen Probleme der Vereinigten Staaten der Grund für die Bush-Initiative. So versuchen die USA, die von einem chronischen Handelsbilanzdefizit, einer stagnierenden Wirtschaftsentwicklung und dem Verlust an außenpolitischer Hegemonie gekennzeichnet sind, mit der Erichtung einer Freihandelszone wieder zu einer stärkeren wirtschaftlichen Position zu kommen. Die vorerst ausgegrenzten Staaten versuchen, ihre Position durch eigene gemeinsame Märkte zu verbessern. So wird der Andenpakt wiederbelebt, für 1996 ein Freihandelsabkommen unter den mittelamerikanischen Staaten angestrebt und auch zwischen Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay eine Freihandelszone (Mercosur) errichtet. Im Gegensatz zu früheren Bemühungen ginge es nicht mehr darum, „über regionale Integration bestimmte negative Effekte der Weltwirtschaft abzumildern und durch stärkere Zusammenarbeit Abhängigkeitsverhältnisse auszugleichen“. Heute ist das „Integrationsfieber“ auf dem Subkontinent gekennzeichnet durch die „Anerkennung der weltwirtschaftlichen Machtungleichgewichte, der Dominanzverhältnisse und der Überlegenheit der Marktwirtschaft gegenüber jeglichen Formen des Staatsinterventionismus“.

Die Beiträge über Peru, Kolumbien, Nicaragua und Kuba zeichnen ein Bild der schwierigen wirtschaftlichen Situation dieser Länder. Angel Saldomando entwirft in seinem Artikel über Kuba drei ziemlich verschwommene Szenarien, um „auf die neue historische Phase zu reagieren“. Sie laufen alle mehr oder weniger auf eine „Radikalisierung“ bzw. Stärkung der poder popular, des kubanischen Systems der Volksbeteiligung, hinaus. Wie die Mehrzahl der zur Zeit erscheinenden Artikel über Kuba, die aus solidarischer Gesinnung geschrieben werden, verkennt auch Saldomando den drastischen wirtschaftlichen Verfall des Landes. Ohne eine starke politische und wirtschaftliche Unterstützung des Auslands — was in jedem Fall innenpolitische Veränderungen nach sich ziehen wird — kann Kuba als sozialistisches Land nicht überleben.

Im Vergleich zu Lateinamerika sind die afrikanischen Länder ökonomisch in einer viel schwierigeren Situation. Die aktuelle Ausgabe der blätter des iz3w widmet sich unter dem Titel „Afrika im Aufbruch“ ausschließlich ihnen. Walter Michler, Autor des Weißbuch Afrika, spricht von einem Wirtschaftskrieg gegen Schwarzafrika. Der Preisverfall der Rohstoffe, die Verschuldung und die verfehlte Strukturanpassungspolitik der internationalen Entwicklungsorganisationen führen direkt zu einer steigenden Kindersterblichkeit auf dem Kontinent. Michler errechnet für die achtziger Jahre einen Einnahmeverlust durch den Verfall der Rohstoffpreise von 150 Milliarden US-Dollar (!), wenn — ja, wenn die Rohstoffpreise auf dem Niveau von 1980 geblieben wären. Mit solch statischen Analysen allerdings wird man einer Lösung der wirtschaftlichen Probleme Schwarzafrikas nicht näher kommen.

Daß es auch eine verfehlte Politik der afrikanischen Regierungen gegeben hat, bestätigen die auf dem Kontinent weit verbreiteten Demokratisierungskampagnen. „Täglich gibt es auf dem Kontinent und den dazugehörigen Inseln mindestens ein bedeutsames Ereignis, das auch wir zur Kenntnis nehmen sollten“, schreibt der Schweizer Afrikakenner Al Imfeld in seinem Beitrag. Gemeint sind damit die Demonstrationen für demokratische Reformen, das Abtreten von Diktatoren, die Einrichtung von „runden Tischen“ und Nationalkonferenzen zur Beratung über eine neue Verfassung. Die Gründe für dieses „Lauffeuer Demokratie“ sieht Imfeld einerseits in der Beendigung der Blockkonfrontation, andererseits in der Anerkennung des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) in Südafrika. Die Existenz eines südafrikanischen Apartheidstaates sorgte unter den afrikanischen Staaten für Einheit. Nach der Freilassung Nelson Mandelas bemerkten mehrere afrikanische Regierungschefs, „daß dieses Zeichen der Freiheit für sie im Knast mehr gebracht habe als der reale Mensch in Freiheit. Schließlich halten die meisten Staatschefs selbst politische Gefangene“, wie Imfeld schreibt.

Ob die umfassenden Demokratisierungen in Afrika zugleich einen Ausweg aus der Krise darstellen, muß eher skeptisch beurteilt werden. Gero Erdmann untersucht in seinem Beitrag die Möglichkeiten einer liberalen Demokratisierung. Wurden in den sechziger und siebziger Jahren ökonomische Theorien und wirtschaftliche Entwicklung zur Rechtfertigung von „Entwicklungsdiktaturen“ herangezogen, so sind sich heute vom linken bis rechten Spektrum alle über die Notwendigkeit der politischen Demokratisierung einig. Seiner Meinung nach ist die Demokratisierung an sich keine Garantie für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Darüber hinaus bedeute die Demokratisierung auch nicht, daß es zu einer tatsächlichen „Partizipation von unten“ kommt, also auch die ländliche Bevölkerung erreicht. Die Demokratiebewegungen werden hauptsächlich von den städtischen, gebildeten Schichten getragen, die auf dem Lande lebende Bevölkerung bekommt davon wenig mit. Zudem ist die Klientelepolitik der herrschenden Parteien allgegenwärtig — besonders auf dem Lande — und kann im Rahmen einer Demokratisierung nicht ohne weiteres entmachtet weden. „So gibt es zunächst kaum Anlaß anzunehmen oder zu hoffen, daß sich durch die bloße Existenz mehrerer Parteien an diesen sozialen und politischen Verhältnissen für die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung auf absehbare Zeit etwas ändern könnte“, schreibt Erdmann.

Heribert Weiland verweist in seinem Artikel noch auf ein weiteres Problem für die Demokratiebewegungen. Angesichts der desolaten wirtschaftlichen Lage in den afrikanischen Staaten und dem im Zuge der Demokratisierung „erhöhten Anspruchs- und Erwartungshorizont der Bevölkerung“ gibt es nur eine Zukunft für die Demokratisierung, wenn die Wirtschaftsmisere schnell in den Griff zu bekommen ist. Dies freilich zeichnet sich bislang nicht ab.

Weitere Beiträrge in dem Heft beschäftigen sich mit der ethnozentrischen Sichtweise afrikanischer Demokratiebewegungen, mit der Ethnisierung politischer Konflikte in Afrika und mit den europäisch-afrikanischen Beziehungen in den neunziger Jahren.

In der Zeitschrift Peripherie mit dem Titel „Nach der Blockkonfrontation“ beschäftigt sich Demetrio Polo-Cheva aus Costa Rica mit der Frage nach den künftigen gesellschaftspolitischen Alternativen, die sich nach dem Ende der „Gesellschaften sowjetischen Typs“ stellt. Polo-Cheva: „Das Dümmste am überschwenglichen Jubel der Rechten ist natürlich ihr Versuch, die Krise des Sozialismus als einen Sieg des Kapitalismus darzustellen. Dabei lassen sie keine Gelegenheit aus, Demokratie und Kapitalismus als Zwillingspaar zu präsentieren; doch müßten sie eigentlich nur allzugut wissen, daß den Kapitalisten jede Form politischer Diktatur recht ist, solange sie nicht ausdrücklich antikapitalistisch verstanden wird, und daß selbst das, was sie unter Demokratie verstehen, de facto ein Erfolg der Beherrschten, nicht der Herrschenden gewesen ist.“

Die Alternative Kapitalismus versus Sozialismus sei nach Polo-Cheva schon seit spätestens 1968 keine revolutionäre Alternative mehr. Das entscheidende Kriterium ist für ihn die Form der Herrschaft über Menschen, die es — ganz im Sinne von Marx — abzuschaffen gilt. „Die befreiende Alternative kann also nicht darin bestehen, immer mehr Macht in den Händen der Revolutionäre zu konzentrieren, um von oben her die großen Veränderungen durchzuboxen.“ Vielmehr setzt er auf ein rätedemokratisches Modell der „permanenten Demokratisierung des sozialen Lebens“. Erfolgreiche historische Beispiele hierfür fehlen allerdings, und einen konkreteren Entwurf seiner demokratischen Utopie bleibt er dem Leser schuldig.

Die weiteren Aufsätze der Zeitschrift beschäftigen sich mit den Befreiungsbewegungen an der politischen Macht, den Auswirkungen des osteuropäischen Umbruchs auf den „Nord-Süd-Konflikt“ und mit dem neuen Feindbild Islam, das an die Stelle des Antikommunismus tritt.

Besonders hervorzuheben ist ein Beitrag, der die entwicklungstheoretische Diskussion in der DDR anhand eines Literaturüberblicks nachzeichnet. Peter Jegentzis und Volker Wirth stellen nicht nur die verschiedenen Denkschulen der Entwicklungstheorie dar, sondern schildern auch Grenzen und Möglichkeiten dieser Wissenschaft in der ehemaligen DDR. Durch das Gorbatschowsche „Neue Denken“ beeinflußt, fanden „für DDR-Verhältnisse relativ offen geführte, kontroverse Diskussionen“ statt. Dies liegt aber auch darin begründet, daß die gesellschaftliche Praxis der DDR von den zur Diskussion stehenden Fragen weitgehend unberührt blieb. Trotzdem bestehen nach Meinung der Autoren große Defizite zum Stand der westlichen Entwicklungsforschung, nicht zuletzt auch, weil das für die DDR-Entwicklungstheorie zentrale „theoretische Konzept einer sozialistischen Orientierung in der vorliegenden Form vollständig überholt ist“.

—Der Überblick Nr. 3/91 (Breklumer Verlag, Postfach 1120, 2257 Breklum, DM 5,-)

—Dritte Welt Nr. 8-9/91 (Liebigstr. 46, 3550 Marburg, DM4,50)

—blätter des iz3w (Postfach 5328, 7800 Freiburg, DM 6,-)

—Peripherie Nr. 41 (LN- Vertrieb, Gneisenaustr. 2, 1000 Berlin 61, DM 10,-)

1492 — 1992

Im nächsten Jahr jährt sich zum fünfhundertsten Male die „Entdeckung Amerikas“. Die ila hat ihr September-Heft der Kritik dieses Spektakels gewidmet. „500 Jahre Kontinuitäten kolonialistischer Politik“ werden in dem Heft nahezu in allen Facetten aufgezeigt. So wird auf die Rolle der Kirche, auf die Instrumentalisierung von Frauen, auf die Rolle des Goldes und anderer Rohstoffe eingegangen. Ökologie, Kolonialismus und Ethnozentrismus sind weitere Stichworte.

Zu beziehen über: Informationsstelle Lateinamerika, Heerstr. 205, 5300 Bonn 1, DM 5,-

Die „Neuaufteilung der Welt“ ist das Schwerpunktthema der Prokla. Elmar Altvater charakterisiert die „neue Weltordnung“ sowohl als „unipolares“ Projekt unter der militärischen Vorherrschaft der USA, aber auch als Versuch einer „Zivilisierung des Kapitalismus“. Demgegenüber steht allerdings die Polarisierung zwischen Norden und Süden und die Herausbildung von regionalen Militärmächten. Eine Lösung muß dem Süden wirtschaftliche Enwicklungsmöglichkeiten bieten, die weitgehend ökologischen Kriterien gerecht werden. James O'Connor beschreibt die unterschiedlichen Motive, die im Golfkrieg eine Rolle spielten. Fran¿ois Rigaux sieht in seinem Beitrag die Ursprünge einer neuen Weltordnung schon im ausgehenden 15. Jahrhundert. Ulrich Menzel entwirft Szenarien für eine neue Weltordnung, die v.a. das Verhältnis zwischen den USA, Japan und Deutschland berücksichtigen. Schließlich skizziert Wilfried Karl noch die besondere Rolle des wiedervereinigten Deutschland in einer neuen Weltordnung.

Zu beziehen über: Rotbuch- Verlag, Potsdamer Str. 98, 1000 Berlin 30, DM 16,-