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In 15 Beiräten ist Rot-Grün möglich

■ Erdrutsch der SPD auch bei den Beiräten / DVU in zehn Beiräten vertreten

„Da muß wohl jemand zugezogen sein“, witzelt Gerold Janssen. Der Deichhauptmann vom rechten Weserufer wohnt im Blockland, dem einzigen Wahlbezirk, in dem die SPD am Sonntag einen Beiratssitz hinzugewonnen hat. Ansonsten sieht die Bilanz der Sozis düster aus: In 21 Beiräten haben sie Sitze eingebüßt.

Der SPD-Gewinn im Blockland fällt aber nicht ins Gewicht. Im Bezirk wohnen nur 300 Wahlberechtigte. Die Grünen haben dort nicht kandidiert, der SPD- Erfolg geht auf Kosten der CDU, die einen Sitz verloren hat.

Bisher waren die Beiräte proportional nach dem allgemeinen Wahlergebnis von der Bürgerschaft eingesetzt worden. Nach der ersten Direktwahl für die Beiräte ist die beherrschende Stellung der SozialdemokratInnen dahin: In ganzen vier von 22 Räten haben sie noch die absolute Mehrheit: Gröpelingen, Woltmershausen, Huchting und Seehausen. Nach der Wahl von 1987 konnten die Sozis noch in 15 Stadtbezirken entscheiden, ohne andere Parteien zu fragen.

Das prozentual beste Ergebnis hat die SPD in Gröpelingen eingefahren (53 %), das schlechteste in Oberneuland mit dramatischen 17,4 Prozent. Mit vier Sitzen hat die SPD in Hemelingen mehr als anderswo verloren. Seit Jahren leidet die Bevölkerung dort unter dem LKW-Verkehr zum Daimler-Werk, ohne daß eine Abhilfe in Sicht ist.

Trotzdem wird die ehemalige Arbeiterpartei, die in Arbeiterbezirken besonders stark verloren hat, vielerorts ein Wörtchen mitzureden haben. In 14 Beiräten ist sie noch stärkste Fraktion.

Wenn SPD und Grüne wollen, können sie sich in diesen Bezirken gemeinsam die Mehrheit sichern. Zum Beispiel in Findorff, Gröpelingen, Mitte und Neustadt sind die Grünen das Zünglein an der Waage. In Schwachhausen und Horn-Lehe kommen Grüne und SPD nicht ohne die FDP zurecht.

Für die Grünen sind die Beirats- Ergebnisse erfreulich. Sitze verloren haben sie in keinem Bezirk, hinzugewonnen dagegen in 14 Bereichen. Im Beirat Mitte liegen sie mit ihren vier Sitzen mit SPD und CDU gleichauf, in der östlichen Vorstadt haben sie die SPD sogar hinter sich gelassen und entsenden — wie auch die CDU — fünf VertreterInnen.

Bei der CDU sieht es genau umgekehrt aus wie bei der SPD: In 21 Bezirken hat sie mehr Sitze als 1987, allerdings stellen die Christdemokraten nur in drei Beiräten die absolute Mehrheit: Strom, Borgfeld und Oberneuland.

Die rechtsradikale DVU ist in 14 Bezirken angetreten und hat zehn Mal den Sprung in die Beiräte geschafft. Zum Beispiel in der Neustadt, Woltmershausen, Vahr, Osterholz hat sie einen Sitz, in Gröpelingen zwei. In Schwachhausen, Findorff, Horn- Lehe und der Östlichen Vorstadt ist die DVU an der Fünf-Prozent- Hürde gescheitert. och

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