: Liebe und Müll
■ Der tschechische Autor Ivan Klima im Literaturhaus in der Fasanenstraße
»Der Mensch sehnt sich nach Selbst-Reinigung, doch statt dessen beginnt er, seine Umgebung zu säubern. [...] Die Menschen suchen Bilder für das Paradies und finden nichts anderes als das, was ihnen auf Erden lieb ist. Das Paradies läßt sich nicht in Bilder fassen, es ist vielmehr der Zustand des Zusammenfindens. Mit Gott, mit dem Menschen. Das Paradies ist vor allem ein Zustand, in dem sich die Seele rein fühlt.«
Ivan Klima: »Liebe und Müll«
Ein Schriftsteller, der als Kind das Lager von Theresienstadt überlebt hat, darf seine Werke nicht publizieren und fängt bei der Frühschicht der Prager Müllabfuhr an. Beim Besenschwingen räsoniert er über das Leben, die Liebe, den Müll, die Frauen und den Abschied. Er hat eine Frau und eine Geliebte, aber Klimas Protagonist ist kein Frauenheld, sondern eher ein unaufdringlicher Melancholiker, der, leise mit sich allein tanzend, ab und zu verwundert aufschaut und sich erinnert, daß da ja auch noch die anderen Menschen sind. Dann allerdings kann er sie auch genießen. Aus der Erfahrung mit unsern östlichen Brüdern und Schwestern in diesem Land wissen wir mittlerweile, daß die Metaphern ihrer Kultur anderer und versteckterer Natur waren, die sich uns oft nicht so richtig erschließen wollen. Da dies mit Liebe und Müll gewiß auch der Fall sein wird und es nicht einfach ein Buch über die Liebe, den Müll, über Wahrheit und Tiefe, über die Angst und die Sehnsucht, also, ein Buch über die Menschen sein kann, wenn es aus Osteuropa kommt, kann heute abend mit Ivan Klima diskutiert werden. zuc
Ivan Klima : Liebe und Müll. Hanser Verlag 1991, DM 36,-. Lesung: 20.00 Uhr im Literaturhaus Fasanenstraße 23. Einführung von Richard Sklorz.
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