: Kinder nicht ernstgenommen
■ betr.: "Öko-Pädophile", taz vom 28.9.91
betr.: „Öko-Pädophilie“ von Bernhard Pörksen,
taz vom 28.9.91
Was will der Autor eigentlich? Die Kinder von der katastrophalen Realität fernhalten? Ihnen sagen, daß alles ja doch nichts hilft („kein Kleber für das Ozonloch“), daß „im Kleinen anfangen“ doch zwecklos ist? Wie stellt er sich denn eine Umwelterziehung vor, oder hält er das für überflüssig? Will er die Kinder vor der Natur und die Natur vor den UmwelterzieherInnen schützen, die das „Ende der Natur einläuten“, indem sie ihr das „Urwüchsige“ austreiben?
Das jedenfalls macht er hinreichend klar: Daß er Kinder erstens nicht ernst nimmt und zweitens nicht realisiert, daß gerade die Kinder Opfer des verantwortungslosen Umgangs mit der Natur sind. Wer von „Nachgeplapper erwachsener Öko- Rhetorik“ spricht angesichts Straßen blockierender Kinder, die ihren Anspruch auf Lebensqualität gegen die Gleichgültigkeit erwachsener Autofetischisten geltend zu machen versuchen, hat wirklich nicht begriffen, worum es geht: Daß Kinder in unserer Gesellschaft eine Randgruppe mit schwacher Lobby sind, deren Versuche, sich Gehör zu verschaffen, von Leuten wie Pörksen lächerlich gemacht werden, der sich sein privates Recht auf Verantwortungslosigkeit nicht von „autoritären“ Umwelterziehern streitig machen lassen will.
Es ist durchaus richtig, daß zum Beispiel die bayerischen Lehrpläne die persönliche Verantwortung betonen und strukturelle, im wirtschaftlichen und politischen System bedingte Ursachen der Umweltprobleme ausklammern; das ist ja gerade ein Grundgedanke konservativer Politik. Der 'Natur‘ oder anderen für die Umwelt Engagierten den gleichen Vorwurf zu machen, ist eine infame Pauschalierung.
Und schließlich ist Systemkritik ohne individuelles Verantwortungsbewußtsein eben auch unglaubwürdig. Toni Menninger, Würzburg
Wer solch einen Schwachsinn schreibt, beweist lediglich, daß er weder von Pädagogik noch von Umwelterziehung, geschweige denn vom Zustand unserer Erde eine Ahnung hat.
Hat die taz es nötig, mit Diffamierungs- und Verdrehungsartikeln im Stile von Henryk Broder ihre Seiten zu füllen? Ekkehard Skoring,
(West-)Berlin
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