: Ganz kleine Erinnerungshilfen
■ betr.: "Das erste Pogrom", taz vom 27.9.91
betr.: „Das erste Pogrom“ (Was sich in Hoyerswerda abgespielt hat, ist eine schlimme Niederlage der Demokratie in der Bundesrepublik) von Ulrich Hausmann,
taz vom 27.9.91
Seit mehr als zwei Generationen haben Einwanderer in der BRD kein Wahlrecht — wenn das kein struktureller Rassismus ist!
Dafür bekommen sie alle Jahre eine Verschärfung eines Ausländergesetzes, daß sie ständig als potentielle Gefahr für Sicherheit und Ordnung in der BRD konstruiert! Wenn das kein Rassismus ist!
Ramazan Avi wurde in Hamburg auf offener Straße von Rechtsradikalen brutal zu Tode geknüppelt. Das Gericht verhandelte darüber schleppend als „Alkohol“-Tat, nicht als politischen Mord...
Hamburger Polizei stürmte ein Protestlager der Roma im ehemaligen KZ Neuengamme, welches die Rome im Kampf um ihr Bleiberecht errichtet hatten....
Und dann der ganz alltägliche Rassismus auf unseren Straßen, der in ungezählten Fällen einfach in den Medien untergeht, weil Empörung darüber uns nur beim gewissenlosen Konsum und Geldverdienen stören... im goldenen Westen.
In Hoyerswerda haben die deutschen Biedermänner und -frauen nur die Masken abgenommen, die man/frau bei uns mit elegantem „make up“ trägt.
Und dann zuletzt zur Polizei: Oh, wie demokratisch ist unsere Polizei im Westen: Hamburger Kessel! Schon vergessen, Herr Hausmann?
Hat es der Bekämpfung des Rassismus jemals gedient, zu rufen: „Die anderen (in der Ex-DDR, in Sachsen) sind aber schlimmer als wir? Da suchen sich doch verdammt Rassisten „Rassismus-Sündenböcke“! Der „völkische Mob“ allein jedenfalls ist nicht schuld, er sucht sein günstig vorbereitetes Um-Feld auf. Wer Wind sät, wird SS-Sturm ernten. Ilona Joerden, Hamburg
Hausmann denkt wieder einmal quer — zur Realität. Für ihn sind Nationalismus und Rassismus, wie sie sich in den alltäglichen Anschlägen gegen Ausländer zeigen, Phänomene einer „Verseuchung der gesamten Bundesrepublik mit dem endemischen völkischen Nationalismus des Ostens“. Seine Bemühungen, die Ursprünge des Rechtsradikalismus in der Ex-DDR auszumachen, ähneln dabei auffallend den früheren Versuchen der SED, negative gesellschaftliche Erscheinungen in ihrem „Arbeiter- und Bauernstaat“ als „Rudimente von Faschismus und bürgerlicher Gesellschaft“ zu klassifizieren.
Folgt man Hausmann, so muß die Ex-BRD vor dem 9.11.89 ja eine Art Ausländerparadies gewesen sein. Ohne scharfmacherische Politiker- Reden, ohne Hetz-Artikel in den Zeitungen, ohne Bürgerproteste gegen die Einrichtung von Asylbewerber- Heimen. Aber gottlob, laut Hausmann ist ja auch jetzt noch „die Zivilcourage der Demokraten vorhanden, wie die einmütige Reaktion von Presse und Medien zeigt“(!), und wenn das mutige Auftreten unserer Politiker und Journalisten gegen die Asylanten-Hetz nicht ausreicht, folgen wir Hausmanns Vorschlag und schicken unsere garantiert Rassismus-resistente West-Polizei in die FNL. [...] Richard Kallok, Kaufungen
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