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„Der Perser braucht den Deutschen, und wir brauchen ihn auch“

Am Mittwoch begann die Handelsmesse in Teheran/ Deutsche Geschäfte von Rushdie unbeeinflußt  ■ Aus Teheran B. Akchich

Aber nun mal ehrlich: „Wegen dem Bücherschreiber lassen wir uns nicht die Messe vermiesen. Der Perser braucht den Deutschen, und wir brauchen ihn auch. Der Markt ist eng geworden.“ Soweit der Kommentar eines bayerischen Werkzeugmaschinisten in Sachen Salman Rushdie. Gerade hatte er, am Dienstag morgen, der 'Teheran Times‘ entnehmen müssen, daß iranische Verlage von der Buchmesse ausgeschlossen würden. Am nächsten Morgen soll die 17. Internationale Handelsmesse in Teheran beginnen.

Hat er Befürchtungen, daß sich die Ausladung auf seine eigenen Geschäfte auswirken würden? Aber nein: „Zum Glück haben die Perser das den Amis und den Zionisten in die Schuhe geschoben. Da sehen'S, wie sehr die uns mögen...“, folgert der Standmann. Und auch die imposante Vier-Achsen-Fräse hinter ihm sei schon vor Messebeginn verkauft worden. Für zwei Millionen. Tja, langjährige Kontakte auch und gerade in schwerer Zeit wiegen eben schwer. Und der deutsche Botschafter Dr.Freitag sagt's auch: „Diese Messe steht auch in diesem Jahr im Zeichen erfreulicher Wachstumsimpulse für den bilateralen Wirtschaftsaustausch.“ Wo, bitt'schön, liegt Frankfurt?

Wer sich von der Beheschti-Universität den Weg durchs Verkehrsgewühl und zum Messegelände bahnt, der wird nicht lange darüber im unklaren gelassen, was wirklich zählt und wem die Welt gehört — den „Bücherschreibern“ bestimmt nicht. Stolz reckt sich der Mast einer „Putzmeister“-Betonpumpe in den Teheraner Himmel, jeder Bolzen, jede Schelle ein Siegeszeichen wahrer, weil technischer Ästhetik. Gleich daneben thront, mattschwarz und wohlgeformt wie eine Statue von Henry Moore, erhaben-entrückt wie ein Wappentier ein „500 SEL“ auf seinem Sockel. Acht Zylinder, 326 PS, sechs elektronisch regulierte Luftpolster im Fahrersitz... was bietest du, Salman? Der Scheich von Quatar jedenfalls hat sich gleich eine Serie bestellt.

Die Aufträge fließen dichter

Für 4,5 Milliarden Dollar exportierte die Bundesrepublik im letzten Jahr in den Iran, eine Zunahme um satte 65 Prozent. Zwar waren es einst, 1983, auch schon 7,7 Milliarden DM gewesen. Aber wie das Öl fließen auch die Aufträge wieder nach Deutschland: Siemens baut das Telefonnetz aus, Krupp den Ölkomplex Bandar Khomeini. Klöckner erhielt den 800-Millionen-DM- Auftrag für eine Zellstoff- und Papierfabrik. Für ausreichende Hermes-Bürgschaften hat die Bundesregierung gesorgt. In den Hotels der Hauptstadt ist Bayerisch die zweite Amtssprache. Deutschland ist der wichtigste westliche Handelspartner des Irans geworden, und damit das so bleibt, wurde mit Bundesgeldern eine 6.000 Quadratmeter große Halle aufs Teheraner Expo-Gelände gestellt. „Germany“ steht drauf.

181 Firmen, von der „ABB“ bis zur „Zinser Schweißtechnik“, präsentieren sich dort dem staunenden Orient. „System engineering“ und „Hoechst High Chem“ zeigen traumhaft schöne und deswegen auf Samt gebettete Zahnkränze, Titanbohrer und Kabelklemmen. Die Maschinen, so ist zu erfahren, seien auf dem Landweg gebracht worden. CSFR, Ungarn, Bulgarien — „ist ja alles frei jetzt“. Für viele lohnt sich der Aufwand nur, falls die Maschinen auch verkauft werden: „Die Marge ist knapp. Die Japaner sitzen uns auf den Hacken.“

Weitgeschnittene Anzüge tragen sie, die Firmenvertreter, und ihren Frisuren ist „Peter's Fashion Team“ aus der heimischen Fußgängerzone noch anzumerken. An „die Pinguine“ auf den Straßen der islamischen Hauptstadt habe man sich schon gewöhnt, an das Malzbier noch nicht. Dafür aber gibt's jede Menge Zuschläge auf Lohn, Gehalt und Provision.

Beim Stand der „Friedrich Deckel AG“ stauen sich die Leute. Wie bei einem Videogame tastet ein CNC- gesteuerter Bohr-Roboter ein Spielzeugauto ab, jedes Maß wird gespeichert, um bei Bedarf wieder reproduziert zu werden. Alles blinkend und geräuschlos, präzise. „Das ist Zauberei...“, sagt jemand. Stimmt. Das ist gut, teuflisch gut. Was meinst du, Rushdie?

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