RAF-Hungerstreik in Celle beendet

■ Die Gefangenen fordern weiter ihre Zusammenlegung und eine freie Kommunikation über die Anstaltsmauern hinweg/ Der Hungerstreik sollte Blockaden aufbrechen

Berlin (taz) — Die drei RAF-Gefangenen in der niedersächsischen Haftanstalt Celle haben gestern ihren befristeten Hungerstreik abgebrochen. In einer gemeinsamen Erklärung schreiben Karl-Heinz Dellwo, Lutz Taufer und Knut Folkerts, es sei ihnen in erster Linie darum gegangen, „den Zustand des Nichts-Tuns und Blockierens all unserer politischen Versuche der letzten 3 Jahre durch den Staat öffentlich wirksam anzugreifen“. Der Anlaß für den Hungerstreik am 23.September war eine Verfügung des Hannoverschen Justizministeriums gewesen, mit dem einer Rundfunkjournalistin bei einem genehmigten Besuch der Gefangenengruppe der Gebrauch eines Tonbandgerätes untersagt wurde. Das Ministerium hatte zur Begründung angeführt, es könne aus dem unter den Bundesländern vereinbarten Konsens in der Frage der Besuchspraxis nicht ausscheren. Die Inhaftierten sprechen in ihrer Erklärung dagegen von einem „Justizministerbeschluß, der die Stimmen der Gefangenen öffentlich verbietet“. Den Behörden gehe es darum, in der Öffentlichkeit „nur das von ihnen geschaffene denunziative Bild“ der RAF-Gefangenen zuzulassen, damit „die Lüge ihrer Propaganda“ stehen bleibe. Bundesjustizminister Klaus Kinkel habe darüber hinaus gegenüber den Anwälten der Inhaftierten gedroht, wenn „draußen etwas passiert, bleibt keiner mehr mit einem anderen zusammen“.

Zum Besuch der niedersächsichen Justizministerin Heidi Alm- Merk zu Beginn der Woche in der Celler Anstalt erklärten Taufert, Folkerts und Dellwo: „Das Gespräch fanden wir gut“. „Wirklichen Sinn und Bedeutung“ würden solche Gespräche aber erst erlangen, „wenn sie zu materiellen Ergebnissen führen“. Die Gefangenen erneuerten ihre Forderung nach einer weitergehenden Zusammenlegung und nach freien Gesprächsmöglichkeiten mit Personen und Gruppen außerhalb der Haftanstalten. Ihnen gehe es darum, „kollektiv unsere Geschichte aufzuarbeiten, wofür wir die anderen Gefangenen brauchen“ und die „Phase seit 68“ abzuschließen sowie das „Projekt der Befreiung hier neu (zu) begründen“. Das setzte die Gruppenkommunikation „nach außen und von draußen“ voraus. Die Geschichte der RAF und ihrer Gefangenen sei nach 21 Jahren „einfach ein Fakt“. Es liege nun „an der anderen Seite, ihr anachronistisches militärisches Verhältnis dagegen aufzubrechen“. Eine Perspektive könne es nur geben, wenn „die alten Bewegungsmuster in Inhalt und Formen umgewälzt werden“. wg