Ein Wohnheim nach dem anderen

■ Die tägliche Liste von Gewalt gegen AusländerInnen wird immer länger/ Russischer Jude niedergeschlagen/ Eines der Mädchen von Hünxe noch immer in Lebensgefahr

Zahlreiche Heime und Wohnungen von Asylbewerbern sind in der Nacht zum Freitag in den alten und neuen Bundesländern angegriffen und verwüstet worden. Im niedersächsischen Seesen im Landkreis Goslar erlitten bei einem Brandanschlag auf ein Reihenhaus, das von zwei türkischen und einer deutschen Familie bewohnt wurde, zwei Menschen Rauchvergiftungen, darunter auch ein Kind. Die Feuerwehr konnte Polizeiangaben zufolge alle Hausbewohner retten. In Hasperde wurde ein russischer Jude auf offener Straße niedergeschlagen. Die vier jugendlichen Täter wurden festgenommen. Eine Wohnung von rumänischen Asylbewerbern in Gatersleben im Bundesland Sachsen-Anhalt wurde von Unbekannten völlig verwüstet. Fünf erwachsene Bewohner und vier Kinder hätten sich zum Zeitpunkt des überfalls in der Wohnung aufgehalten. Zum Glück wurde niemand verletzt. In Eisenhüttenstadt, Eberswalde und Schwedt im Land Brandenburg löste die Polizei am Donnerstag abend Ansammlungen von Jugendlichen auf, die ausländerfeindliche und teilweise nazistische Parolen skandierten. In Eberswalde hatten sich etwa 50 Jugendliche in einem Wohngebiet versammelt und mehrere Fensterscheiben von Wohnungen sowjetischer Familien eingeschlagen. Zwei junge Männer wurden vorläufig festgenommen. In Schwedt störten laut grölende Jugendliche den Empfang einer polnischen Delegation. In Elsterwerda warfen Jugendliche am Freitag morgen mehrere Scheiben eines Asylbewerberheimes ein und flüchteten. Es wurde niemand verletzt. In Cottbus nahm die Polizei im Vorfeld eines Rockkonzerts am Freitag abend vorübergehend 51 Personen fest und stellte Waffen und zahlreiche Schlagstöcke sicher. Das Konzert sei danach weitgehend störungsfrei verlaufen. In Pielenhofen im Landkreis Regensburg schleuderten Unbekannte am Donnerstag abend drei Molotow-Cocktails gegen ein Asylbewerberheim, die aber nicht zündeten. Der Polizei zufolge wurde niemand verletzt.

Den beiden bei einem Brandanschlag im niederrheinischen Hünxe schwerverletzten Mädchen geht es etwas besser. Der Zustand der älteren der beiden ist allerdings nach wie vor kritisch. Die vier vorläufig festgenommenen jungen Männer wurden mittlerweile freigelassen: Der Tatverdacht habe sich nicht beweisen lassen, so der Staatsanwalt. afp