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In Niedersachsen wird es bunt

■ Die großen Parteien haben verloren, die kleinen kommen groß heraus

In den Machtzentren niedersächsischer Kommunen wird es nach der Wahl vom Sonntag bunter zugehen. Erste Reaktionen wie „Super-Ergebnis“ (CDU) oder „Zufriedenheit“ (SPD) können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Kleinen im Parteienspektrum zum Teil kräftig in den Wählerpfründen der Großen gewildert haben. Wie bereits bei vorangegangenen Wahlen mußten die Großen auch in ihren Hochburgen Verluste hinnehmen.

Allein geht in den Kommunen kaum noch etwas: Von den zuletzt 24 absoluten Mehrheiten in den 38 Landkreisen und den neun kreisfreien Städten bleiben nur noch acht übrig. Die SPD (vorher neun) kann nur noch in Emden (64,4 Prozent), Aurich (55,3) und Holzminden (50,9) allein regieren. Die CDU verlor zehn Mal die Mehrheit und kommt nur noch in Cloppenburg (69,7), Vechta (67,3), Rotenburg (51,5), Gifhorn (50,2) und im Emsland (67,9) ohne Koalition an die Macht. In ihren Hochburgen verlor die CDU dabei mit durchschnittlich 6,9 Prozentpunkten besonders kräftig (Landesdurchschnitt: 2,9).

In den kreisfreien Städten hat die Union praktisch nichts mehr zu sagen. Auch Osnabrück ist jetzt rot-grün regierbar. Emden bleibt in absoluter SPD-Hand. Der eigentliche Machtverlust scheint sich für die CDU jedoch in den Kreisen anzubahnen: Die SPD kann darauf hoffen, in 22 statt bisher zwölf der 38 Kreise mit Hilfe von Koalitionspartnern die Landräte zu stellen. In Braunschweig gibt es ein Patt zwischen SPD/Grünen und CDU/FDP, wobei die der PDS nahestehende Linke Liste mit einem Sitz Zünglein an der Waage spielt. Für ähnliche Gleichgewichte haben die Wähler in insgesamt acht Kreisen gesorgt.

In den ländlichen Gebieten des zweitgrößten bundesdeutschen Flächenlandes konnte sich die CDU dagegen als stärkste Partei behaupten. Während nach einer INFAS-Analyse die Union in den Städten nur noch auf 37,1 Prozent (minus 3,6) kam, hielt sie sich in ländlichen Bereichen bei 51,3 Prozent (minus 0,1). Die SPD gewann auf dem Land 1,7 Prozentpunkte und kam auf 33,4 Prozent, verlor in den Städten leicht um 0,5 Prozentpunkte und landete bei 45 Prozent.

Die CDU verlor in der Regel dort überdurchschnittlich, wo auch die rechtsextremen Republikaner antraten. Die CDU-Verluste waren dabei immer höher als die Gewinne der Republikaner: In Hannover-Stadt minus 4,5 Prozentpunkte (Republikaner: 3,4), Delmenhorst minus 4,8 (4,4), Celle minus 4,4 (3,9) oder Harburg minus 5,8 (3,2). Bei der SPD ist dieses Bild differenzierter: In vier dieser Wahlkreise verlor die Partei zwischen 0,4 und 5,4 Prozentpunkten, einmal stagnierte sie, zweimal konnte die SPD trotz der Republikaner Gewinne verbuchen.

Klare Zuwächse gab es fast durchgängig für FDP und Grüne. Letzte schafften auf dem Land erstmals die Fünf-Prozent-Marke und landeten bei 6,6 Prozent (plus 1,7 Prozentpunkte). Die FDP verbesserte sich um 0,2 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent. Auch in den Städten waren die Kleinen große Gewinner. Die Grünen kamen auf 7,6 Prozent (plus 2,6 Prozentpunkte), die FDP 5,6 Prozent (plus 0,9). Zweistellige Ergebnisse verbuchte FDP in Oldenburg (13,2 Prozent), Ammerland (12) und Diepholz (11,9). Die Grünen schnitten in den Universitätsstädten Oldenburg (13,0), Osnabrück und Göttingen (je 11,7) besonders gut ab. Gerd Roth, dpa

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