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Nobelpreis für Medizin

■ Deutsche Zellbiologen von Nobelpreis überrascht

Stockholm/Göttingen (ap) — Der diesjährige Nobelpreis für Medizin ist am Montag den beiden deutschen Zellbiologen Erwin Neher und Bert Sakmann zuerkannt worden. Die Stockholmer Nobelversammlung würdigte die beiden befreundeten Forscher im Alter von 47 und 49 Jahren für ihre bahnbrechende Entdeckung der sogenannten Ionenkanäle in der Zellmembran. Deren Untersuchung leitete „eine Revolution für die gesamte Zellbiologie“ ein und ermöglichte neue Erfolge im Kampf gegen Krankheiten wie Diabetes, Epilepsie oder Herzerkrankungen. Die beiden Preisträger wurden von der Nachricht aus Schweden völlig überrascht.

Neher, der am Max-Planck- Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen tätig ist, und sein am Heidelberger Max-Planck-Institut für medizinische Forschung beschäftigter Forscherkollege Sakmann erhalten die mit 6 Millionen Kronen (1,65 Millionen Mark) dotierte höchste Auszeichnung der Medizin am 10. Dezember, dem Geburtstag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm. Zuletzt hatte 1984 ein deutscher Wissenschaftler den Medizinnobelpreis erhalten: Der Freiburger Molekularbiologe Georges Köhler wurde für seine Beiträge zur Theorie der Immunabwehr geehrt.

Die beiden Preisträger beschäftigten sich vor allem mit der außerordentlich dünnen Wand, die alle lebenden Zellen nach außen abgrenzen. In dieser Membran gibt es Kanäle, die dem Austausch der Zelle mit ihrer Umgebung dienen und die so erst der Zelle die Erfüllung ihrer jeweiligen genetisch bestimmten Aufgabe ermöglichen. Diese Kanäle bestehen nach der Erläuterung des Nobelkomitees aus einzelnen Molekülen oder Verbindungen mehrerer Moleküle, welche Atome verschiedener elektrischer Ladung, die sogenannten Ionen, passieren lassen können. „Neher und Sakmann haben bewiesen, daß es Ionenkanäle gibt und wie sie funktionieren“, würdigte die Stockholmer Versammlung das Werk der beiden Forscher. Sie hätten zudem ein Verfahren entwickelt, wie „die unglaublich kleinen Ströme“ in einem einzelnen Ionenkanal registriert werden könnten.

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