GASTKOMMENTAR: Wer will diese Neonazis?
■ Wiedervereinigung auf Kosten der Ausländer
Angriffe gegen Asylsuchende und Ausländer verunsichern die fast 1,5 Millionen Türken, die jetzt schon seit 30 Jahren in und für Deutschland, das sie langsam für ein zweites Vaterland halten, arbeiten. Noch greifen die Neonazis hauptsächlich Asylheime an. Aber auch Attacken gegen Ausländer nehmen zu. Jede Ausländergruppe, die hier lebt, muß sich vor den Neonazis nicht mehr sicher fühlen. Türken, Jugoslawen, Griechen, Italiener, und andere, alle haben Angst, daß auch sie Opfer dieser Angriffe werden könnten.
Daß dies so ist, ist eine Schande für das endlich vereinigte Deutschland. Denn Ausländer haben auch für die deutsche Vereinigung viel beigetragen, haben jahrelang mit Steuern, die sie dem stärkeren Teil Deutschlands zahlten, die Vereinigung leichter gemacht. Heute zahlen 4,5 Millionen Ausländer Solidaritätsbeiträge an den vereinigten deutschen Staat.
Dennoch attackieren Skinheads und Neonazis mit gewalttätigem Haß und Angstmacherei. Sie schaden Deutschland. Auch wenn die Ausländer vertrieben sind, die Skins bleiben. Aber sie wollen ja gar nicht die Arbeitsplätze oder Wohnungen. Sie wollen eine Politik weiterführen, die Deutschland schon einmal in die Katastrophe führte und den Deutschen die Teilung bescherte. Die Neonazis wollen die Ausländer nicht.
Aber wer will denn schon diese Neonazis?
Die Türken in Deutschland haben Angst. Erfahrungen zeigen, daß sie keine Hoffnung mehr haben, daß deutsche Politiker Maßnahmen gegen die Angriffe ergreifen. Sie sehen ja jeden Tag, wie die deutschen Politiker immer noch mit Sprüchen, die der Ausländerfeindlichkeit nutzen, aufeinander losgehen. Viele Ausländer denken daher an Sicherheitsmaßnahmen und bewaffnen sich. Viele Türken gehen nicht mehr ohne Waffe auf die Straße.
Wenn es so weitergeht wie heute, steht zu befürchten, daß es eines Tages zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und Ausländern kommt. Vielleicht erst dann werden die Politiker wach werden. Aber dann wird es zu spät für Maßnahmen sein — und zu schwer, dieses Problem zu lösen. Und das in einem Land, wo jeder über Menschenrechte in anderen Ländern spricht. Ansonsten würde Deutschland bald Proteste und Warnungen aus dem Ausland wegen Verletzung der Menschenrechte einstecken müssen. Könnte es eine größere Schande geben? Ahmet Vural
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen