piwik no script img

Nicht zurück nach Sachsen

■ Flüchtlinge aus Hoyerswerda sollen offiziell wieder aufgenommen werden

Berlin. Die aus Hoyerswerda nach Berlin geflohenen Asylbewerber werden nicht zurückgeschickt. Das entschied gestern der Ausländerausschuß unter Federführung von Innensenator Heckelmann. In einem Brief an das zuständige Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge erkläre sich Heckelmann bereit, den Flüchtlingen Bleiberecht zu gewähren, sofern diese auf die Quote bei der Verteilung von Asylbewerbern angerechnet würden, teilte eine Sprecherin der taz mit.

Mehr als 30 aus Hoyerswerda Geflohene sind seit vergangener Woche in dem Haus des verstorbenen Bischofs Kurt Scharf in Dahlem untergebracht. Die Kirche hatte ihnen dort Asyl gewährt, nachdem Autonome Flüchtlingsgruppen die Kreuzberger Passionskirche besetzt hatten. In Gesprächen mit Senator Heckelmann setzte sich die Kirche dann für das nun gewährte Bleiberecht ein.

Gestern vormittag machten die Hoyerswerda-Flüchtlinge und die Autonomen Flüchtlingsgruppen noch einmal vor Politikern und Presse deutlich, warum sie in Berlin bleiben wollen. Nicht nur Rechtsextreme hätten sie ständig attackiert und angegriffen, auch »ganz normale deutsche Bürger« hätten sie auf offener Straße angespuckt und ihnen brennende Zigaretten ins Gesicht geworfen, berichtete ein Angolaner. In keinem Fall sei es ihnen möglich gewesen, überhaupt in Kontakt mit der Bevölkerung zu treten. Statt dessen seien sie gemieden und gehaßt worden, auch von der Polizei und den zuständigen Sozialarbeitern. Gegen Ende ihres Aufenthaltes hätten sie tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen, weil ihnen von der Polizei kein Schutz gewährt wurde. In Berlin hingegen fühlten sie sich vergleichsweise sicher und aufgehoben, sagten die Geflohenen übereinstimmend.

Es sei unmöglich, Leute, »die die Pogrome in Hoyerswerda mitgemacht haben, wieder zurückzuschicken«, erklärte bereits gestern vormittag Eckhardt Barthel, ausländerpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Obwohl es keine »Erfolgserlebnisse« für die Randalierer geben dürfe, indem man ausländerfreie Zonen schaffe, sei es den betroffenen Flüchtlingen nicht zuzumuten, nach Hoyerswerda zurückzukehren. Jeannette Goddar

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen