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Eine Stunde nachsitzen

■ Trotz Protesten will Schulsenator Klemann Lehrer ab 1992 länger arbeiten lassen/ GEW verließ den Raum

Berlin. Trotz massiver Proteste hält Schulsenator Jürgen Klemann an der Entscheidung fest, die Arbeitszeit für LehrerInnen zu verlängern. Mit der Erhöhung um eine Stunde ab dem Schuljahr 1992/93 sollen mittelfristig 1.500 Stellen eingespart werden. Gekündigt werden soll aber niemandem.

Bei einem Gespräch mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gestern vormittag hatten die Lehrervertreter unter Protest den Raum verlassen, als Klemann seine Entscheidung bekanntgab. Gewerkschaften seien keine Mitteilungsempfänger, sondern Verhandlungspartner, teilte Berlins GEW-Vorsitzender Erhard Laube mit. Es sei »völlig unakzeptabel«, daß für »eine einzige Beschäftigtengruppe die Übertragung der tariflich vereinbarten Arbeitszeitverkürzung rückgängig gemacht wird, damit Berlin Geld spart.«

Auch der Deutsche Beamtenbund Berlin (DBB) bedauerte den Abbruch der Gespräche und beklagte, daß Schulsenator Klemann erst auf »intensives Drängen« des DBB bereit gewesen sei, mit den Lehrervertretern zusammenzutreffen. Sibylle Volkholz, schulpolitische Sprecherin von Bündnis 90/ Grüne, führte aus, die Entscheidung Klemanns sei »unsinnig« und führe lediglich zu einer Verdoppelung des Lehrerüberhangs, insbesondere im Ostteil der Stadt. Statt dessen fordert Volkholz, Ost- Lehrämter auch im Westteil anzuerkennen, damit Lehrkräfte aus dem Ostteil künftig in der ganzen Stadt eingesetzt werden können. Auch ohne eine Arbeitszeitverlängerung könne so die notwendige Stellenzahl abgebaut werden. Einen solchen Antrag hatte die Fraktion Bündnis 90/ Grüne Donnerstag ins Abgeordnetenhaus eingebracht. jgo

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