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DIE 5. GEWALT - WEGE DURCH DEN MEDIENDSCHUNGEL: ADAC Motorwelt/Hamburger Rundschau/Zeit

Die Stresemannstraße in Hamburg ist zu überregionaler Berühmtheit gelangt — wochenlange Blockade von Anwohnern nach der tödlichen Verunglückung eines Kindes nötigten dem Senat eine Verkehrsberuhigung auf der Durchgangsstraße ab. Da muß der Gauleiter des ADAC „Hansa“, Rolf-Peter Rocke, einschreiten — und schreibt in Deutschlands größter Vereins- Zeitung ADAC Motorwelt einen offenen Brief an Hamburgs Bürgermeister Voscherau: „Mit Flickschusterei zur oberflächlichen Betäubung des Volkszorns ist es nicht getan. Gerade absolute Mehrheiten geben nicht das Recht, absolut nichts Gescheites zu tun.“ Brummis und Individualverkehr raus aus der Innenstadt? Quatsch mit Soße und freie Fahrt für freie Bürger — auf neuen Straßen: „Gewiß, wer im Rathaus läßt sich schon gern daran erinnern, daß der Landesparteitag der SPD 1977 den vom ADAC als dringend beschworenen Bau von Stadtautobahnen mit hohem Sicherheitsniveau kategorisch abgelehnt hat? ...Wo sind sie denn, die vierte Elbtunnelröhre, die Hafenquerspange als Verbindung zwischen der A1 und der A7, die Osttangente...“ undsoweiterundsofort. Eine interessante Variante des Umweltgedankens: mehr Beton und mehr Asphalt zur Steigerung der Lebensqualität? Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Variation: Wer dumme offene Briefe schreibt, wird Spott ernten.

Auch andere Männer stiften in der Stadt an der Elbe laufend Unfug. Zum Beispiel Jo Müller, einst im Vorstand der Ökobank und ansonsten gerne Gastkommenta-Tor für die taz. Vor Monaten kaufte sich der Realo-Grüne gemeinsam mit einem FDP-Freund Hamburgs einzige Wochenzeitung Hamburger Rundschau ('HR‘) und polte sie zum langweiligen Zentralorgan des staatsstragenden Grünen-Flügels um. Die taz in der Diskussion um neue Geldgeber? Müllers 'HR‘ findet ihren eigenen journalistischen Dreh: „Springer würde die taz kaufen“. Nun war nichts weiter passiert, als daß ein fauler Journalist, Holger Iburg, einfach die Pressesprecher der hanseatischen Zeitungsverlage anrief und auf seine, vorsichtig formuliert: naive Frage ob einer Verlags-Beteiligung an der taz die üblichen Nicht-Antworten bekam: Den Jahreszeiten- Verlag hat „eine Offerte nicht erreicht“, und für den 'Spiegel‘-Verlagsleiter ist ein solches Angebot „rein theoretisch“. Springers Pressesprecher Bremer, einst 'Stern‘- Chefredakteur, war immerhin so gewieft zu betonen, „als Privatmann“ schätze er die taz — kein Rede davon, ob Springer Geld geben würde. Aber egal: Die Schlagzeile klingt so schön, und Iburg ist froh, daß weder seine handwerklichen Defizite noch seine Unkenntnis in dem 'HR‘-Umfeld sonderlich auffallen: „Bei Bauer erscheinen...Tageszeitungen wie 'Super!‘.“ 'Super!‘ kommt zwar von Burda, aber das ist auch nur so ein Five-letter-Verlag und für Iburg also die gleiche Suppe. Harry Rowohlt in seiner dieswöchigen Zeit-Kolumne über die 'HR‘: „Als ich vor mehreren Jahren endlich wieder in meine geliebte Geburtsstadt Hamburg zog, fand ich dort eine kleine linke Wochenzeitung vor... ,Die muß ich mir aus Solidarität kaufen‘, schwante mir. Aber dann sah ich die Schlagzeile und war erleichtert. ,Susanne von Paczensky: Keine Stimme der Männer-SPD!‘ lautete die Schlagzeile. Da habe ich mir gedacht, daß ich dieses Blatt nicht kaufen muß.

Steinbach listig: Die HR ist kein Käse-Blatt. Die nehm' ich immer zum Fisch-Einwickeln.

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