MIT THAILANDS MILITÄRS AUF DU UND DU: Woher kommt Camdessus?
■ Generäle wundern sich über Naivität des IWF-Chefs
Bangkok (taz) — „Aus welchem Land kommt er?“ fragte der thailändische Armeechef Suchinda, der den Militärputsch vom Februar geleitet hatte. „Camdessus sollte wissen, daß es sich nur Länder mit modernisierten Streitkräften leisten können, bei den Militärausgaben zu sparen.“ IWF-Chef Michel Camdessus hatte bei seiner Ankunft in Thailand gleich noch einmal die Forderung nach Senkung der Rüstungsausgaben erhoben: 20 Prozent weniger weltweit machten 100 Milliarden Dollar pro Jahr aus.
Das thailändische Militär macht geltend, die Ausgaben beliefen sich selbst nach Weltbank-Angaben (für 1988) nur auf 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. 4,3 Prozent hatte der Ex-Weltbank-Direktor Robert McNamara als Durchschnittswert für die Entwicklungsländer ausrechnen lassen und vorgeschlagen, daß Entwicklungshilfe daran gebunden werden solle, daß die Militärausgaben nicht die Bildungs- und Gesundheitsausgaben überschreiten. Selbst da stünden die thailändischen Militärs noch ganz günstig da, sagen sie: Während 15,4 Prozent des Haushalts für Material draufgehen, werden immerhin 16 Prozent für die sozialen Belange ausgegeben.
Doch der Anstieg bei den Rüstungsausgaben ist rasant. 1986 waren es erst 1,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, 1988 schon 3,1 Prozent. Die Wunschliste der Militärs bestehe etwa in 38 AMX- Kampfflugzeugen aus Italien und Brasilien, die 757 Millionen US- Dollar kosten sollen, dazu 20 „Crotale“-Luftverteidigungssysteme aus Camdessus' Herkunftsland Frankreich für eine Milliarde Dollar. Die Wunschliste für die nächsten zehn Jahre belaufe sich auf 2,4 Milliarden Dollar allein für Neuanschaffungen. Die von den Militärs abhängige Regierung, die sich trotzdem einen gewissen Spielraum bewahrt hat, hat einstweilen nur 20 Millionen Dollar bewilligt. Die Beschlußfassung solle die neue Regierung treffen, die im Frühjahr gewählt wird.
Bisher war es üblich, daß sich die Militärs ihre Waffen durch langfristige Auslandskredite der Regierung finanzierte, die von neuen Kabinetten nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Die internationale Diskussion um Rüstungskosten und Finanzhilfen im Rücken kann also selbst in einem Halb-Militärregime nützlich sein. Denn daß die französische oder die brasilianische Regierung den Verkauf verhindern sollen oder daß Weltbank und IWF zur Abwechslung gegen die Lieferländer Restriktionen verhängen — davon kann in Bangkok keine Rede sein. diba
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