: Querelen bei Niedersachsens Grünen
Hannover (taz) — Bei der Fraktion der Grünen im niedersächsischen Landtag kriselt's im Gebälk. Am Freitag legte die Abgeordnete und Landtagsvizepräsidentin Doris Herrmann mit sofortiger Wirkung ihr Mandat nieder. „Unüberwindliche persönliche Differenzen“ mit der Fraktionsvorsitzenden Thea Dückert seien der Grund für ihre Entscheidung gewesen, sagte Frau Herrmann gegenüber der taz. Sie sei mit Dückerts „genußvollem Ausleben von Antipathien“ nicht klargekommen, schon „von Anfang an“ hätten die beiden Frauen nicht miteinander gekonnt. „Und sowas eskaliert eben, wenn man unter Streß steht.“
Doris Herrmann beklagte sich, daß in der Fraktion zu wenig diskutiert werde. Informationen würden von der Fraktionsspitze nicht weitergegeben, Entscheidungen von oben getroffen.
Zuletzt waren Herrmann und Dückert am vergangenen Donnerstag abend bei einer gemeinsamen Sitzung von Fraktion, Landesvorstand und Mitgliedern der Landesregierung aneinandergeraten.
Bei dem Treffen ging es um Verfahrensfragen zur Neubesetzung der Staatssekretärsstelle im Umweltministerium, für die den Grünen das Vorschlagsrecht zusteht.
Wegen „Kommunikationsstörungen“ mit der Fraktion und dem Landesvorstand hatte der gegenwärtige Amtsinhaber Peter Bulle zuvor seinen Rücktritt für den 1.November angekündigt. Als Nachfolger werden Fraktions-Vize Hannes Kempmann und der hannoversche Regierungspräsident Jan-Henrik Horn gehandelt.
Mit Unzufriedenheit über die Landespolitik habe ihre Mandatsniederlegung aber nichts zu tun, sagte Doris Herrmann. Die Koalition von SPD und Grünen arbeite gut zusammen.
Das kann sich allerdings schon bald ändern, denn in der Bewertung des Allparteien-Kompromisses über die Beschleunigung der Asylverfahren zeichnet sich zwischen Bundesratsminister Jürgen Trittin (Grüne) und Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) heftiger Knies ab. Denn während Glogowski die Bonner Vereinbarungen öffentlich begrüßte, erklärte Trittin unmißverständlich, daß es in Niedersachsen keine Sammellager geben werde. Reimar Paul
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