: Endstation Klinik: Gewalt ohne Ende
Berlin (taz) — Wenige Stunden nach der Demonstration gegen Rassismus in Saarbrücken ist ein Deutscher am Samstag abend von einem Skinhead lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben der Polizei hat der Skin im Streit mit einer Gruppe Autonomer mit einem Messer auf den 17jährigen Tobias R. eingestochen und dessen Beinvene in der Leistengegend durchtrennt. Aus Kreisen der Antifa-Saarbrücken hieß es, der 17jährige habe einem Chilenen helfen wollen, der von den Skins angepöbelt worden war. Die Polizei dagegen hält die Behauptung des Skins für glaubhaft, derzufolge er von dem Chilenen angegriffen worden sei. Tobias R. liegt auf der Intensivstation, der Skin wurde am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt.
Bereits am Freitag nachmittag ist ein Nigerianer in der Saarbrücker City von einem 19jährigen Deutschen zusammengeschlagen und getreten worden. Die Polizei ermittelt. Noch am selben Abend soll nach taz- Informationen ein Srilankaner von Unbekannten „entführt“ worden sein. Der Asylsuchende wurde wenig später von Bahnpolizisten auf Gleisen des Saarbrücker Ostbahnhofs entdeckt. Der zwischen 20 und 25 Jahre alte Mann war bewußtlos; ein Fuß war ihm von einem Zug abgetrennt worden.
Bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingswohnheim im niedersächsischen Nienburg in der Nacht zum Montag wurde niemand verletzt. Das Feuer in der Küche des Wohnheims konnte rechtzeitig gelöscht werden.
Weniger glimpflich verlief ein Überfall in einem Heim für Flüchtlinge am Bodensee gestern morgen: Unbekannte waren in das Heim eingedrungen und hatten sich nach einem angeblich dort lebenden Inder erkundigt. Als sie im zweiten Stock einen 19jährigen Afghanen trafen, schlugen sie ihm mit der Faust ins Gesicht, zerrten ihn die Treppe hinunter und stießen ihn aus dem Fenster. Der Afghane wurde mit einem Nasenbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert.
Im brandenburgischen Welzow beschossen etwa 30 Jugendliche Sowjetsoldaten mit Schreckschuß- und Gaspistolen. Der diensthabende Posten der sowjetischen Streitkräfte zögerte nicht lange und feuerte zwei Warnschüsse in die Luft. Die Jugendlichen ergriffen daraufhin die Flucht. itz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen