: “Erzeugerwerbung“
■ Zu „Möhren aus kontrolliertem Anbau“, taz vom 5.10.1991
Die neue Bremer Seite „Erzeugen und Verbrauchen“hat mich zunächst sehr angesprochen, da ich Aufklärung und Information sehr wichtig finde auf dem Weg zum „bewußten verbrauchen". Aber beim näheren Hinsehen war ich doch etwas enttäuscht bis verärgert. Aufgemacht wie eine normale TAZ Berichterstattung, bleibt bei mir der bittere Nachgeschmack von „Erzeugerwerbung“. Insbesondere bei dem Artikel „Möhren aus kontrolliertem Anbau“. Mit den Begriffen „kontrollierter Anbau, schadstoffarm, bodenbiologisch intakt“ erweckt Ihr fast den Anschein die Möhren seien kontrolliert biologisch angebaut (kba). Ein einziger kleiner Satz weist auf den Einsatz von „Düngung“ und „minimale Pflanzenschutzmittel“ hin — von Chemie ist gar nicht die Rede. Dann noch ein paar Schlagwörter drumherum „Nitratbelastung", „weniger Ertrag", „teurer aber schadstoffarm" und das Bild von der „Bio-Möhre" ist perfekt. Mit keinem Wort wird integrierter Anbau erwähnt (um den es sich scheinbar handelt, aber um eine neue Gewinnbringende-Variante). Schon gar nicht wird der Unterschied zwischen integriertem und kba-Anbau erklärt. Mit solchen Artikeln tragt Ihr mehr zur Leute-Verdummung als zur Aufklärung bei. Ein wenig mehr eigener Standpunkt würde besser zum sonst so kritischen Outfit der taz passen. Über denSinn und Nutzen von integriertem Anbau läßt sich „sowieso" streiten.
Silvia Stief, Oldenburg
PS. Sonst lese ich die TAZ ganz gerne!
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