: SFB: Kein Geld für Einstellung von Ostlern
■ Ertragslage bleibt schlecht/ Hoffnung auf Vermögen aus Adlershof und der Nalepastraße/ Kein Sonderfonds
Berlin. Ungeachtet der wirtschaftlichen Schwierigkeiten will der SFB im nächsten Jahr an seinem Programm ohne Kürzungen festhalten. So hieß es am Montag auf der Rundfunkratssitzung. Der Bericht eines Wirtschaftsprüfunternehmens für das vergangene Jahr hatte dem Sender eine anhaltend schlechte Ertragslage attestiert. Intendant Günter von Lojewski bestätigte: »Der SFB weiß in der Tat nicht, wie er seiner finanziellen Probleme Herr werden soll.«
Ungeklärt ist ebenfalls, wie viele Mitarbeiter des ehemaligen DDR-Rundfunks aus Adlershof und aus der Nalepastraße die neue Landesrundfunkanstalt Berlin übernimmt und inwieweit im Hörfunkbereich mit dem Brandenburgischen Rundfunk kooperiert werden wird. In der Diskussion ist ein Betreiben des Programms von RIAS 2 unter einem gemeinsamen Dach — doch wie dies organisiert werden soll und welche der vier SFB-Wellen dafür eingestellt wird, steht noch längst nicht fest.
Finanzielle »Sonderleistungen« aus dem Vermögen der »Einrichtung« (Reste des DDR-Rundfunks) zur Einstellung gekündigter Ost-Mitarbeiter, wie sie der Senat und der Rundfunkbeauftragte Mühlfenzl (CSU) anstreben, seien »unrealistisch« sagte von Lojewski. Allerdings habe der SFB den Senat schon aufgrund seiner Finanzlage gebeten, die Vermögensanteile, die das Land Berlin nach Auflösung der »Einrichtung« laut Einigungsvertrag erhalten wird, an die künftige Landesrundfunkanstalt Berlin weiterzugeben. Lojewski meinte, daß die ost-westliche Rundfunk»integration« nicht »vorrangig eine Sache von Personaleinstellungen« sei. Andererseits verkündete der Intendant sehr stolz, daß er für 1992 »alle freien Volontärs-, Azubi- und Praktikantenplätze für Mitbürger aus Ost-Berlin« freihalte.
Er stellte klar, daß die Gebühreneinnahmen aus dem Ostteil der Stadt, die der SFB ab Beginn des nächsten Jahres erhalte, keineswegs die Finanzsituation verändern. Diese Einnahmen würden nämlich mit dem bisherigen SFB-Anteil am Finanzausgleich der ARD verrechnet.
Lojewski sagte, daß die Zusammenarbeit mit Brandenburg voranschreite. So hätten die Fensehverantwortlichen Horst Schättle (SFB) und Michael Albrecht (Brandenburg) mit ihren wichtigsten Mitarbeitern in der vergangenen Woche drei Tage in Klausurberatungen die Grundzüge eines gemeinsamen dritten Programms erörtert. Im Hörfunk würden die Verhandlungen aufgenommen, nachdem Brandenburg als Verantwortliche Gerhard Hirschfeld und Jörg Hildebrandt benannt hätte. Hirschfeld ist der Stellvertreter des Gründungsbeauftragten, Hildebrandt war Vize-Hörfunkchef im Funkhaus Berlin, der nach kritischen Äußerungen vom Rundfunkbeauftragten Rudolf Mühlfenzl von seinem Amt entbunden worden war.
Der Rundfunkrat des SFB entschied, die Berliner Abendschau als selbständige Programmeinheit im ersten Programm zu erhalten. Dies ist ein wichtiger Beschluß im Zusammenhang mit den Plänen der ARD, eine Harmonisierung im Vorabendprogramm mit dem Ziel höherer Werbeeinnahmen herbeizuführen. Dabei wird das Programm in drei Teile mit jeweils sieben Minuten »zersplittert«. dpa/adn/kotte
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