: Gewalt gegen Kinder
■ betr.: "Je jünger, je besser", taz vom 10.10.91
betr.: „Je jünger, je besser“,
taz vom 10.10.91
Es ist unglaublich, was in dieser Gesellschaft alles mit Kindern gemacht werden kann. Sie dürfen praktisch straflos verspottet, bedroht, beleidigt, geschlagen, eingesperrt, vernachläßigt und vergewaltigt werden.
Vieles, was in ganz normalen Familien praktiziert wird, würde, wenn dies Erwachsenen passierte, als Folter bezeichnet werden, zumindest aber eine strafbare Handlung sein. Es ist ja bezeichnend, daß für viele Menschen das Schlagen eines Erwachsenen durch einen Erwachsenen verwerflicher scheint, als das Schlagen eines Kindes durch einen Erwachsenen, obwohl es doch umgekehrt sein müßte. [...]
Eltern haben entgegen der Aussage des Grundgesetzes eben keine Erziehungsrechte, sondern ausschließlich Pflichten. Und auf diese Pflichten muß frau/mann vorbereitet werden, spätestens ab der Schwangerschaft. In diesem Sinne plädiere ich für „Zwangsberatungen“ beider Elternteile, aber nicht vor einer Abtreibung, sondern ab der Entscheidung für die Geburt, und zwar bis zur Volljährigkeit.
Parlamentarier aber, die die Schwächsten der Gesellschaft am schlechtesten schützen beziehungsweise ein Kinderschutzbund, der aus dem Blickwinkel der Gewalttäter argumentiert, haben meines Erachtens ihre Unfähigkeit hinlänglich unter Beweis gestellt. Elvira Behrends, Erzieherin, Hamburg
Aus der Tatsache, daß hierzulande die Strafen für die schlimmsten Verbrechen entsprechend unseren Gesetzen am mildesten ausfallen, kann ich nur folgenden Schluß ziehen: Unsere Parlamentarier sind potentielle Täter, Feiglinge oder unintelligent, in jedem Fall aber parlamentsunfähig.
In dieser Gesellschaft kann mit Kindern praktisch alles gemacht werden, zumindest wenn es deren Eigentümer (Eltern) tun. Die Folgen sehen wir derzeit am Haßausbruch Jugendlicher gegen „Ausländer“. Gese Martens, Göttingen
Die Autorin unterliegt ihrerseits einer Verharmlosungstendenz (die sie zu Recht dem Deutschen Kinderschutzbund vorwirft), wenn sie bemerkt, es gehöre „nicht zum kindlichen Konzept, immer und immer wieder Sexualpraktiken über sich ergehen zu lassen, die seiner physischen und psychischen Entwicklung nicht entsprechen...“
Kinder haben kein „sexuelles Konzept“. Sexuelle Gewalt gegen sie, bringt nicht irgend ein gefaßtes „Konzept“ durcheinander, sondern zielt direkt — und meist tödlich — ins Zentrum der Person. Über das Ausmaß der Grausamkeit von sexuellen Angriffen auf Kinder und Jugendliche macht man sich ein Bild, wenn man die Opfer anhört, das heißt bei Kindern: auf Notsignale achtet. Dieses Ausmaß duldet keine verharmlosenden Begriffe. Ruth Lohbeck,
praktische Ärztin, Hamburg
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