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Abschied vom Idealismus?

■ Neue Sportvereine mit betriebswirtschaftlichem Konzept erfolgreich

„Tendenz stabil“, freut sich die Hauszeitung des Bremer Landessportbundes (LSB) anläßlich der alljährlichen Mitgliederbilanz. Was rein rechnerisch gerade noch hinhaut, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als der Anfang eines Erdrutsches: In der Gruppe der 15-18jährigen hat der LSB im letzten Jahr 1.501 Mitglieder verloren, bei den 36-50jährigen sogar 2.565. Der Bereich mit dem stärksten Mitgliederanstieg ist der der passiven Förderer: Die Vereinsleichen.

Der Einbruch im Vereinssport hat konkrete Ursachen: Die Gruppen sind zu voll, qualifizierte Übungsleiter werden Mangelware (Übungsleiterstunden werden derzeit mit 5 Mark/ Stunde vergütet), die Trainingszeiten laufen an den Bedürfnissen von Breitensportlern vorbei: Wer geht schon abends um 19.00 Uhr zum Kinderschwimmen?

„Appelle an ehrenamtliche Mitarbeiter nutzen heute nichts mehr“, sagt die Sportpädagogin Cornelia Jarre, „es ist Zeit, vom Idealismus Abschied zu nehmen“. Im April 1986 gründete sie mit wenigen Gleichgesinnten den „Familiensportverein Außer Atem“. Mit sportlichen Nischenangeboten begann der Verein, der mittlerweile 250 Mitglieder zählt und dessen Kurse von mehr als 700 Menschen besucht werden. Im Angebot: Fitneß, Gymnastik für die Geburtsvorbereitung, Kinderschwimmen , Yoga usw. Das Konzept dabei: Sport und Kasse müssen stimmen.

Ein Verein wie Außer Atem hat erheblich mehr Unkosten als traditionelle Sportvereine. Das beginnt bei 30 Mark Übungsleiter- Honorar, die gezahlt werden, setzt sich fort über Hallenmiete (45 Mark/Stunde), Materialkosten und Eintrittsgelder in öffentliche Bäder. Während ein Schwimmverein 10 Mark pro Bahn und Stunde bezahlt, berechnet Außer Atem den Eintritt pro Person.

Natürlich wird der Sport auch dadurch erheblich teurer: Der Vereinsbeitrag beträgt zwischen 20 und 40 Mark, dazu kommen noch einmal Gebühren für die Viertel-, Halb- oder Jahreskurse: bis zu 200 Mark. Dafür werden einzigartige Sportbdingungen angeboten: Kleine Gruppen um sechs bis acht Personen, qualifiziertes und motiviertes Personal und Kurszeiten, die den Zielgruppen entgegenkommen.

Außer Atem hat sich ausschließlich die Förderung von Breitensport auf die Fahne Geschrieben. „Talente können wir nur fördern, indem wir sie auf die traditionellen Vereine verweisen“, sagt Cornelia Jarre. Vom allmächtigen Landessportbund wird dieser neue Vereinstyp mit Skepsis verfolgt. Zwar ist auch „Außer Atem“ nominell Mitgleid im LSB (und muß pro Mitglied auch 1,50 Mark abführen), hat gegenüber Traditionsclubs aber kaum Chancen, öffentliche Hallenzeiten zu bekommen. Der LSB fürchtet die Konkurrenz. mad

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