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BID '91 — the Show must go on

■ Heute abend beginnen die »Berlin Independent Days«

Die Damen und Herren pflegen einen recht unverbindlichen Umgangston. Sie wandeln von Termin zu Termin und wirken wie eine Mischung zwischen Rock'n'Roller und Banker des Sparkassenwesens. Um sie herum wieseln und hektiken Nachwuchsmanager und Vertreter von kleineren Verlagen, Platten- und Promotionfirmen, immer auf der Suche nach Ansprechpartnern. Die Kleinen sind es dann auch, die zum größten Teil die berüchtigten »Panels« besuchen — Vorträge und Diskussionen mit immer wieder interessanten Themen wie »Managers — Who Needs Them?«, »Conquering America« oder »Is Music Critism a Waste Of Time?«

Eine tatsächliche Neuheit bieten die seit 1988 jährlich durchgeführten »Berlin Independent Days« (BID) in diesem Jahr: Sozusagen als Abschluß eines jedes Tages sind es die sogenannten »Demo Listening Sessions« mit der Möglichkeit, für bis jetzt ungesignte Bands, ihre Demotapes einer Anzahl von A+R-Leuten von Plattenfirmen, Verlagen und Journalisten vorzuspielen, um begutachtet und bewertet zu werden. Zu erwägen wäre allerdings, denjenigen Bands, die nicht in der Lage sind, ihre eigenen musikalischen Ergüsse selber zu beurteilen, den Eintritt in die heiligen Hallen zu verwehren.

Natürlich sind Musikmessen erstmal als Möglichkeit zum Kennenlernen zu begrüßen, aber seit einigen Jahren gibt es eine wahre Inflation von Treffen. In Deutschland und dem benachbarten Ausland gäbe es monatlich die Möglichkeit, irgendwo immer wieder die gleichen Firmen und Menschen zu sehen. Vor fast genau zwei Monaten gab es die »POPKOMM« in Köln. Sie ist zwar im Gegensatz zur BID in der Ausrichtung eher ein nationales Treffen von Machern und Gutachtern, das sich jedoch in Zukunft immer internationaler präsentieren wird. 1991 waren in Köln bereits die gesamten osteuropäischen Länder vertreten, neben Abordnungen aus Belelux, Frankreich und England.

Um die Konkurrenzsituation zwischen den beiden deutschen Messen zu entzerren, trafen sich erstmals vor zwei Jahren der BID-Vertreter Wolfgang Doebeling und POPKOMM- Macher Dieter Gorny. Es sollte die Chance ausgelotet werden, das POPKOMM-Konzept als eher nationales Kommunikationstreffen unter Berücksichtigung von europäischen Delegationen mit dem als eine internationale Dealermesse zu verstehende Konzept der Berliner zusammenzuführen. Allerdings, wie vorauszusehen war, ergebnislos.

So besteht eben weiterhin die Möglichkeit, im Frühjahr die MIDEM in Cannes als größte europäische Musikmesse zu besuchen, um dann im Juli in New York beim „New Music Seminar“ seine Visitenkarte abzugeben. Die POPKOMM im August wie die BID im Oktober bieten dann die Chance, etwas an seiner deutschen Aussprache zu tun. Wem das noch nicht reicht, dem ergibt sich die Gelegenheit, in fast jeder größeren europäischen Stadt irgendwann im Jahr irgendeine weitere Ausstellung aufzusuchen. Und endlich begreifen auch Musiker, wohin die Anteile der Verkaufs- und GEMA-Gebühren wandern. Prosit! Volker Heisters

Veranstaltungen ab heute im Café Swing, Die Insel, Loft, Quartier, Quasimodo und Wabe. Siehe Veranstaltungskalender.

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