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Männer besser als ihr Ruf?

Hamburg (afp/taz) — Das Schamhaar auf der Cola-Dose und andere pikante Details aus dem Arbeitsleben des US-Richters Clarence Thomas beschäftigten vergangene Woche die Weltöffentlichkeit. Die Diskussion um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist seitdem auch in Deutschland Thema — eine Umfrage unter 1.000 Frauen brachte ein überraschendes Ergebnis: Grabschen, Fummeln und Zoten sind in deutschen Büros eher selten.

Nach der Umfrage des Dortmunder Forsa-Instituts sind in Deutschland sechs Prozent der Frauen am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden. Dagegen hatten in einer im März veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Bundesfrauenministeriums 72 Prozent der Frauen über eine sexuelle Belästigung im Beruf geklagt.

In der jüngsten Studie im Auftrag von 'Bild am Sonntag‘ berichteten 27Prozent der belästigten Frauen, daß ihnen dies einmal passiert sei. 46Prozent berichteten von bis zu zehn Übergriffen und 14 Prozent von mehr Belästigungen. Befragt wurden rund 1.000 Frauen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Häufigste Formen seien anzügliche Bemerkungen (77 Prozent), Berührungen an Gesäß und Brust (50 Prozent) und das Erzählen von schmutzigen Witzen (27 Prozent). Neun Prozent der betroffenen Frauen berichteten von der eindeutigen Aufforderung zum Geschlechtsverkehr. Sind die Männer wirklich besser als ihr Ruf? Unter den jüngeren Frauen (unter 30), die einmal von Belästigung betroffen waren, gaben 80 Prozent an, daß diese seltener geworden seien. Was damit zu tun haben könnte, daß Frauen einfach nicht mehr bereit sind, die verbalen oder tätlichen Zudringlichkeiten männlicher Kollegen einfach hinzunehmen: 68 Prozent gaben an, daß sie den Belästiger zur Rede gestellt hätten, 36 Prozent setzten sich körperlich zur Wehr, 23Prozent beschwerten sich beim Chef. 20 Prozent aller Frauen meinten, daß sie durch diese Beschwerde berufliche oder persönliche Nachteile hätten hinnehmen müssen.

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