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Berliner Senat schenkt Regierung 220 Hektar

■ Entweder „Hochsicherheitszone“ in der Berliner Stadtmitte oder dezentrale Verwaltungen überall in der Stadt

Berlin (taz) — Bonn soll nach Berlin. Aber bis heute ist noch nicht klar, wann es kommt, in welcher Masse es kommt und wohin genau was kommt. Auf alle Fälle stellte der Berliner Senat schon mal 220 Hektar in der Innenstadt zur Disposition, zum einen die Flächen in Stadtmitte zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor, wo die Regierungsbauten der ehemaligen DDR liegen, zum anderen die — seit jeher bundeseigenen — Flächen um Spreebogen und Reichstag. Dort sollen die Grundstückspreise eingefroren werden.

Als ersten Schritt hat der Ältestenrat des Bundestages beschlossen, die Ministerien der ehemaligen DDR für Außenhandel und Volksbildung in Berlin-Mitte als Bürogebäude für Abgeordnete zu sanieren. Außerdem ist klar, daß der Reichstag — mit oder ohne wiederherzustellende Kuppel — als Bundestag dienen soll. Das Schloß Bellevue wird Domizil des Bundespräsidenten und der nahegelegene grüne Spreebogen Baufläche für die Bundestagsverwaltung, soll jedoch erst Jahre später bebaut werden. Auch um den Reichstag herum soll für den Bundesrat gebaut werden, falls der nicht in die Kongreßhalle zieht. Und das vergleichsweise häßliche Außenministerium der DDR wird abgerissen.

Umstritten ist nach wie vor der Palast der Republik: Soll man ihn abreißen und etwa durch das Bundeskanzleramt ersetzen — die konservative Position — oder asbestsanieren und kulturell nutzen, wie es die Berliner SPD und kürzlich sogar Staatssekretär Günther vom Bonner Bauministerium forderte? Nicht uneingeschränkt begeistert ist man in Berlin darüber, daß Bonn die Brachfläche der Ministergärten südlich des Brandenburger Tores bebauen will, wo unter anderem der „Führerbunker“ lag. Differenzen gibt es außerdem darüber, ob die Bundesregierung die alte Innenstadt um den Alexanderplatz besetzen soll. Das gilt für das alte Rathaus, als „Stadthaus“ bekannt, das Marx-Engels-Forum mit einigen Ministerialgebäuden der ehemaligen DDR und das Nikolai- Viertel, ein zu DDR-Zeiten wieder aufgebautes, historisierendes Wohnquartier, das Bonn aus unerfindlichen Gründen für sich beansprucht, vermutlich in dem Irrglauben, dort seien leere Wohnungen.

Die Fronten verlaufen in dieser Frage weniger zwischen Bonn und Berlin, sondern zwischen CDU und SPD, dazwischen laviert Berlins Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU). Während sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi am Samstag gegen eine „Hochsicherheitszone“ und gegen „Ghetto-Bildung“ mitten in der Stadt aussprach, möchte der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky dem Bund sogar die Planungshoheit über die Berliner Innenstadt schenken. Hassemer will zwar die Regierung in der Stadtmitte sehen — wenn auch nicht im Stadthaus —, nicht aber die Verwaltungen. Der Senator glaubt, in zwei Jahren mit dem „ersten Hammerschlag“ anfangen lassen zu können, Pessimisten hingegen sprechen von 20 Jahren bis zum Baubeginn. Auf alle Fälle, mahnte ein Beamter des Bundesbauministeriums, müsse zuvor das Verkehrs- und das Wohnungsproblem für die Abgeordneten gelöst sein. Sonst komme man nicht. esch

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