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Krach um Marchais

■ Zwischenfall bei einer Gedenkveranstaltung der französischen Kommunisten für Widerstandskämpfer

Paris (taz) — „Ich werde erhobenen Kopfes nach Chateaubriant gehen“, hatte Georges Marchais vor Wochen angekündigt. Mosco, ein angesehener Dokumentarfilmer, hatte gerade neue Belege für seine Behauptung veröffentlicht, der Generalsekretär der französischen KP sei länger beim deutschen Arbeitsdienst geblieben, als es in den offiziellen Biographien steht. Er gebe sich also zu Unrecht als Widerstandskämpfer aus.

Seitdem war Marchais' Teilnahme an der „eindrucksvollen Gedenkfeier“, die am Sonntag im Steinbruch von Chateaubriant stattfand, umstritten, und seitdem fürchteten die Offiziellen der KP Zwischenfälle bei der Veranstaltung.

Hintergrund: vor genau fünfzig Jahren waren in diesem Steinbruch von den Nazis 50 Geiseln erschossen worden, nachdem kommunistische Widerstandskämpfer ein Attentat auf den Feldkommandanten Hotz in Nantes verübt hatten. 25 der fünfzig Geiseln waren Angehörige der KPF, sie waren den Nazis vom Vichy-Regime ausgeliefert worden.

Nur einer von 15.000 Anwesenden protestierte am Sonntag gegen den Versuch Marchais' und der übriggebliebenen KP-Führung, den kommunistischen Widerstand für sich allein zu vereinnahmen: Gilbert Brustlein, ein kleiner alter Mann, holte ein Pappschild aus seinem Mantel, auf dem geschrieben stand: „Ich bin der einzige Überlebende des Kommandos, das Hotz erschossen hat.“ „Marchais hat nicht das Recht, hier zu reden“, rief Brustlein, der in den fünfziger Jahren aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden war, in die Menge, „er war in Deutschland, ich muß auf die Tribüne.“ Darauf stürzten sich ein halbes Dutzend Ordner auf Brustlein, hielten ihn fest und hinderten ihn an weiteren Protesten, während Marchais seine Rede verlas.

„Die Zukunftsbotschaft von Chateaubriant“, titelt die gestrige Ausgabe von 'L'Humanité‘, „Riesenerfolg der Gedenkveranstaltung für die Nazi-Opfer.“ Die Betonköpfe waren in der französischen KP immer schon besonders hart. Manchmal allerdings erfordert es einen großen Aufwand an Kräften, so einen Kopf erhoben zu halten. Thierry Chervel

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