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Hanauer Atomarbeiter bangen um ihre Jobs

Wiesbaden (ap) — Für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in der Hanauer Nuklearindustrie haben am Montag in Wiesbaden die Mitarbeiter des Siemens Brennelementewerks Hanau demonstriert.

Der Betriebsrat des Unternehmens hatte die Mitarbeiter zu der Aktion aufgerufen, an der sich nach Polizeiangaben etwa 2.000 Menschen beteiligten. In der Mittagszeit sollte vor dem hessischen Umwelt- und Energieministerium eine Kundgebung der Siemens-Beschäftigten stattfinden.

Auslöser der Aktion ist die Entscheidung von Umweltminister Joschka Fischer von den Grünen, nach einigen Zwischenfällen im Betriebsteil Mischoxidverarbeitung Mitte Juni die Produktion plutoniumhaltiger Brennelemente in Hanau stillzulegen.

Das Unternehmen hatte vor zehn Tagen für die 300 bis 350 Mitarbeiter dieses Betriebsteils, die ehemals selbständige Firma Alkem, Kurzarbeit beantragt. Nach Auffassung von Siemens ist die fortdauernde Stillegung rechtswidrig. Fischer will über die Aufhebung seiner Verfügung erst nach Vorlage und Auswertung einer „Schwachstellenanalyse“ entscheiden, die gegenwärtig vom Öko-Institut Darmstadt angefertigt wird.

Nach Polizeiangaben trafen die Demonstranten am Vormittag mit 46 Bussen in Wiesbaden ein. Die Teilnehmer der Protestaktion wollten während ihres Marsches durch die Innenstadt Ministerpräsident Hans Eichel an der Staatskanzlei eine Petition übergeben.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Initiativgruppe Umweltschutz Hanau (IUH) sprachen von einem „modellhaften Angriff“ auf die Atompolitik der rot-grünen Landesregierung und einer „Kampagne, mit der die Atomindustrie sich nach den jüngsten Störfallen und Unfällen wieder salonfähig machen will“.

Mitarbeiter der Nuklearindustrie würden „auf die Straße gekarrt“, mit der Parole „Erhaltet unsere Arbeitsplätze in Hanau“ werde über die Gefahren im Brennelementewerk hinweggetäuscht. Der Betriebsrat lasse sich „vor den Karren der Betriebsleitung spannen“. Es sei unverantwortlich, das Argument Arbeitsplatz gegen die Sicherheit auszuspielen.

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