piwik no script img

Tschernobyl: „Ein erschütterndes Bild“

■ Bundesumweltminister Töpfer verlangt, die GAU-Reaktoren so schnell wie möglich abzuschalten

Bonn (dpa/taz) — Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat erneut verlangt, die noch laufenden Reaktorblöcke im Atomkraftwerk Tschernobyl vor 1995 abzuschalten. Bei seiner viertägigen Reise durch die UdSSR besichtigte er auch die vier Reaktorblöcke; der zweite Block, in dem es vor zehn Tagen gebrannt hat, biete ein „erschütterndes Bild“. Für den einbetonierten Reaktor Nummer vier, der im April 1986 explodiert war, müsse spätestens in fünf bis sieben Jahren ein neuer Schutzmantel gebaut werden. „In Kürze“ werden Fachleute der Gesellschaft für Reaktorsicherheit nach Tschernobyl reisen, um zu prüfen, was zur besseren Überwachung des Sarkophags getan werden kann.

Töpfer zeigte sich gestern während einer Pressekonferenz in Bonn auch „besorgt“. Er sehe die Gefahr, daß die Autarkiebestrebungen der Republiken für eine Selbstversorgung mit Energie dazu führen könnten, die AKWs länger als bisher geplant in Betrieb zu lassen. Als Beispiel nannte er das armenische Atomkraftwerk, das wieder ans Netz genommen werden soll, obwohl es in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt.

Der Umbruch in der Sowjetunion hat nach Töpfers Ansicht auch dazu geführt, daß die zentralen Strukturen der Atomaufsicht in der Sowjetunion zusammengebrochen sind. Neue Strukturen auf der Ebene der Republiken sind aber noch nicht aufgebaut. Dieses Vakuum bei der Aufsicht über die Atomkraftwerke könne neue Gefahren mit sich bringen. Töpfer kündigte an, die Bundesrepublik werde die Atomstrom produzierenden Republiken der UdSSR beim Aufbau einer Atomaufsicht unterstützen. Für November hat er Minister der Ukraine, Rußlands und Litauens zu Beratungen nach München eingeladen. Töpfer bot der Sowjetunion außerdem Hilfe an bei der Bewältigung des Atomunfalls 1957 im Ural. Damals hatte sich in der Wiederaufbereitungsanlage Kyschtyn eine Explosion ereignet. itz

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen