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Elfen an die Wand!

■ »All of me« — Der Film mit Georgette Dee

Es gibt Tage, da möcht' ich mich gegen die Wand werfen, in der Hoffnung, es komme einmal etwas anderes raus!« — »Tu's nicht!« möchte man ihr da zurufen, der melancholischen Diseuse, wie sie so unendlich traurig an einer polnischen Treppenhauswand lehnt und mit ihrem Schicksal hadert.

All of me — das ist ein Film. Das sind 76 Minuten Georgette Dee, Musik, Warschau und viel Melancholie. Leider aber höchstens 16 Millimeter gute Story. Denn leider, leider ist All of me nicht der von allen ersehnte »Stage-Film«, mit dem wir uns über die schon wieder angebrochene georgettefreie Zeit retten könnten. Wie schön wäre das gewesen, die göttliche Schwadroneuse mit ihrem schüchternen Pianisten bis zum Abwinken, zum nie eintretenden Überdruß, immer wieder anschauen zu können. Singen zu hören, saufen zu sehen, rauchen, raufen und parlieren, wenn schon nicht live, dann doch zumindest lebensgroß!

Aber nichts davon! Der Erstling der Regisseurin Bettina Wilhelm wollte und sollte unbedingt ein Spielfilm werden. Einer mit Georgette (wie klug!) und einer mit Tragik (na ja!). Und so reist sie dann, die im Film Orlanda heißt und Georgette ist, mit ihrer frisch Angetrauten (»Mein Mann ist Sängerin«) zu einem Flitterwochen-Gastspiel nach Polen und singt dort, was sie im »Unart« schon mal geübt hat.

Natürlich gibt es Komplikationen, wie sonst sollte es auch zur gewünschten Tragik kommen? Der junge polnische Bewunderer Hubert drängt sich zwischen die Flitterwöchner, verschließt sich zwar noch ganz hetero verklemmt Orlandas erotischen Avancen, treibt es dann aber — wohl ganz wirr von den vielen erotischen Verwicklungen — heftig mit Gattin Elisabeth auf einer Parkbank.

Orlanda wird von diesem Racheakt ihrer vernachlässigten Angetrauten wiederum auf einen häßlichen Hoteltreppenabsatz getrieben und verstümmelt ganz weiblich-masochistisch ihre pedikürten Männerfüße mit einer filigranen Damen-Nagelfeile. Da endlich merken dann alle, daß sie zu weit gegangen sind, reisen ab, und schon ist der Film zu Ende.

Georgette hätte sich, wie sie mir unlängst verriet, lieber zwischen zwei Elfen gesehen, konnte sich aber leider damit nicht durchsetzen. Vielleicht sollte sie einmal die Wilhelmschen Filmrollen an die Wand werfen. Mag sein, da kommt dann noch etwas anderes raus. Eine Elfe oder irgend etwas sonstwie Sehenswertes. Schön wär‘s. Klaudia Brunst

Noch bis zum 30.10. im fsk und in der Filmbühne am Steinplatz.

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