: Sicher nichts für Happenings
■ betr.: "Bettina von Arnim - ein Komplex", taz vom 16.10.91
betr.: „Bettina von Arnim — ein Komplex“, taz vom 16.10.91
Es ist mir wahrlich schon oft so gegangen: Hat man selbst einigen Einblick in Dinge, über die die Zeitung schreibt, merkt man, hier werden Tatsachen verdreht, Klischees bedient oder gar faustdick gelogen. Und die taz macht hier keine Ausnahme. So in dem Geschreibsel über Wiepersdorf und das dortige Künstlerheim.
Als ganz normales Mitglied (was versteht die Dame Ott unter „seriös“?) des DDR-Künstlerverbandes war ich mit meiner Frau zweimal für zwei Wochen dort. Wir liefen in Jeans herum, kamen zu spät zum Mittag, schwatzten beim Essen; alles ohne bestraft zu werden! Es waren auch — Donnerwetter — „Prominente“ dort, man durfte(!) ihnen ja den Zutritt nicht verwehren. Die meisten allerdings gehörten nicht dazu. Sich kennenzulernen, dazu war unter anderem Wiepersdorf gedacht und gut geeignet. Sicher nichts für Happenings, aber manche Leute arbeiten auch mal ganz gern in Ruhe. Was heute angesichts gestiegener Preise in Wiepersdorf für die meisten Ost-Künstler kaum noch möglich sein dürfte. Der „freiheitliche Geist Bettinas“ wird in Zukunft auch nur noch Leute mit entsprechendem Geldbeutel umschmeicheln. Rudolf Sittner, Cottbus
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