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Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

■ "Wolf mit Schafsköpfen", taz vom 19.10.91

betr.: „Wolf mit Schafsköpfen“, taz vom 19.10.91

Wolf Biermann stellte sich früher als Pazifist dar und bekam deshalb politische Schwierigkeiten. Wegen der Bedrohung Israels durch den Irak Saddam Husseins Anfang 1991 hat er sich von dieser politischen Weltanschauung abgewandt und befürwortete die militärischen Schläge der USA und der verbündeten UNO- Staaten gegen den Irak. Für echte linke und bürgerliche Pazifisten (zu denen ich nicht zähle) hat Biermann deshalb seine moralische Glaubwürdigkeit verloren.

Statt sich aber nun zu seinem Irrtum zu bekennen und zu erklären, daß jeder Staat das Recht auf Selbstverteidigung besitzt, was wie für Israel auch für die Nato-Staaten gilt, möchte sich Biermann wieder bei seinen bisherigen politischen Freunden anbiedern und begründet (bei der Preisverleihung in Darmstadt am 19.10.91) sein Eintreten für den Krieg gegen den Irak mit der Büchnerschen Losung vom Krieg gegen die Paläste. Damit tut Biermann aber seiner Sache bestimmt keinen Gefallen; denn man mag zum Krieg gegen den Irak stehen wie man will, ein Krieg gegen die Paläste war er auf keinen Fall. Denn neben Israel wurden auch die feudal-reaktionären Regime auf der arabischen Halbinsel geschützt, weswegen dieser Krieg in den westlichen Demokratien breites Unbehagen hinterließ. Horst Jürgen Schäfer,

Frankfurt am Main

Wolf Biermann ging aus dem Kapitalismus (West) in den „Sozialismus“ (Ost), weil er hoffte, dort ein besseres Leben führen zu können. Dort sang er „zügellos“ freche Lieder. Das mißfiel den Herrschenden und sie warfen ihn raus.

Wieder im Westen, dachte Wolf lange nach, wendete seinen Hals, um sich umzusehen und — siehe da — es gab Gelegenheit zur Buße. Er rechtfertigte den kapitalistisch-imperialistischen Golfkrieg. Seine Einsichten von früher interessierten ihn nicht mehr. Was in der Bibel Kleid, Ring, Schuhe und das gemästete Kalb waren, waren — die Zeiten haben sich geändert in 2.000 Jahren — nunmehr der Mörike- und der Büchner-Preis, die die Absolution und Wiederaufnahme Wolfs in die kapitalistische Gesellschaftsordnung bestätigten.

Eitel Freude herrscht, daß der „verlorene Sohn“ wiedergefunden wurde. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, soll Büchner in seinem Grab kreiseln. Renate Wußing, Braunschweig

Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin der Größte und Wolf Biermann hat den Büchner-Preis. Christiane Kules, Köln

Ist ja nett, daß Ihr auch mal jemanden aus Krähwinkel zu Wort kommen laßt, aber muß das grad zu diesem Thema sein? Nachdem der Ort schon eine Delegation nach Darmstadt entsandt hatte, um vor Ort Flagge zu zeigen, hätte es das doch nicht zusätzlich gebraucht. Oder war das wieder mal schlecht abgestimmt? Barbara James, Freiburg

Lieber Willi! Ich danke Dir für Deine zahlreichen Zeilen. Jaja, die gute alte Zeit! Was haben wir nicht alles zusammen mitgemacht. Weißt Du noch, wie wir unserem Religionslehrer mal einen Schwamm auf den Stuhl gelegt haben? Und dieser Musiklehrer! Das war schon was. Aber schließlich müssen wir ihm doch dankbar sein.

Du mußt übrigens bitte entschuldigen: Mir ist völlig klar, daß sich dies neben Deinem intelligenztriefenden, genial und mit glänzendem Witz formulierten Brief reichlich stümperhaft ausnimmt. Ganz plötzlich fällt mir ein: Was hast Du eigentlich gegen Blockabsätze? Sind doch irgendwo ganz schick, obwohl ich sie hier bei der Landarbeit auch nicht so gerne trage.

Verdammt, die ganze Zeit überlege ich, was ich Dich noch fragen wollte, da war noch was, stand, glaube ich, auch was von in Deinem Brief, irgendwas mit Biermann... Na, wird schon nicht so wichtig gewesen sein.

Jedenfalls war es schön, mal wieder was von Dir zu hören. Alles Beste. Dein Franz. Jule Becker, Kassel

betr.: dito und Gedicht von Henry Parland, taz vom 18.10.91

Henry Parlands Gedicht (Herre Gud) — Willi Winklers „Wolf mit Schafsköpfen“ also echt, ganz große Spitze. Wacht Ihr aus Eurem Schlaf (seit Golfkrieg/Stroebele) auf? Winkler und Parland geben einem für mindestens vier Wochen den Glauben wieder: der Geist wird siegen! Petra Dunker, Syke

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