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Warum Eberhard Diepgen kein Chauvi ist

■ SPD-Frauen vergaben den Chauvi-Preis in diesem Jahr an 'Zitty‘-Cartoonisten Phil Tägert und Redakteur Wolfgang Köglmaier

Berlin. Zum vierten Mal hat die frauenpolitische Sprecherin der SPD- Fraktion, Ingrid Holzhüter, den »Chauvi-Preis« der SPD-Gleichstellungsstelle vergeben. Diesjährige Preisträger wurden der Karikaturist Phil Tägert sowie Redakteur Wolfgang Köglmaier für ein in der Stadtillustrierten 'Zitty‘ veröffentlichtes Cartoon. Nach Ansicht der SPD- Frauen verharmlost die Zeichnung die »Kinderprostitution«. Köglmaier lehnte die Annahme der »Chauvi- Schürze« ab, da die SPD die Zeichnung falsch verstanden habe. Wir dokumentieren im folgenden den heimlich aufgezeichneten Mitschnitt der Sitzung, in der die SPD-Gleichstellungsstelle sich für die diesjährigen Preisträger entschied.

Ingrid: Also, dieses Jahr müssen wir wirklich mal Zunder geben. Wenn wir dauernd bloß irgendwelche unbekannten Journalisten als Chauvis anprangern, nimmt uns ja keiner mehr ernst. Ich warte auf eure Vorschläge.

Ulrike: Eberhard Diepgen. Kein anderer. Schließlich hat der keine einzige CDU-Frau in den Senat aufgenommen. Wenn wir Diepgen als Chauvi auszeichnen, klatschen bestimmt auch alle CDU-Frauen heimlich Beifall...

Ingrid: Nee, du. Heimlich klatschen sie vielleicht Beifall. Aber öffentlich werfen sie uns vor, wir würden schon wieder die Koalition in Frage stellen.

Christa: Ich weiß was. Wie wäre es mit dem Bausenator? Wolfgang Nagel ist doch Genosse. Aber seit diese nette persönliche Referentin gekündigt hat, hat Nagel keine einzige Frau mehr in seiner Chefetage. Außer den Sekretärinnen natürlich.

Ingrid: Dich hamse wohl mit dem Klammerbeutel gepudert. Wolfgang wird in letzter Zeit dauernd von der CDU angepinkelt. Da können wir nicht auch noch über ihn herfallen.

Käthe: Dann nehmen wir eben den Verkehrssenator. Herwig Haase ist erstens in der CDU, zweitens wird er sowieso bald ausgewechselt und drittens will er in Ost-Berlin den Namen von Rosa Luxemburg auslöschen.

Ingrid: Traut er sich ja doch nicht. Haase ist ein Schlaffi. Was wir brauchen, das sind harte, kernige Männer!

Christa: Ich hab's! Dieter Kunzelmann! Der hat doch kürzlich in einem Spottgedicht auf Eberhard Diepgen und Hanno Klein auch deren Frauen verunglimpft...

Ingrid: Naja. Aber führt in die richtige Richtung. Irgend jemand, der nicht an der Regierung ist und uns keinen Ärger einbringt, das wäre es.

Ulrike: Da hat uns doch kürzlich irgend jemand diesen Karikaturisten von 'Zitty‘ vorgeschlagen. Irgendwas mit Kinderpornos, oder so. Ist doch grade sowieso das Thema.

Ingrid: Das isses! Den kaufen wir uns. Ach übrigens. Will noch jemand ein Stückchen von der Torte? taz-Gleichstellungsredaktion

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