Partisan und General war Hitlerjunge

■ Jugoslawische Armeegeneräle im Zwielicht

Belgrad (taz) — Seine Vergangenheit ist lupenrein. Die jugoslawische Militär-Enzyklopädie bestätigt es: General Stane Brovet, derzeit Vizeverteidigungsminister, trat bereits als 13jähriger 1943 den kommunistischen Partisanen bei. Im Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht geriet der Jugendliche in Gefangenschaft und wurde zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschickt. Aber durch eine abenteuerliche Flucht gelang es dem jungen und tapferen Stanislaus, sich wieder nach Jugoslawien durchzuschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kletterte Brovet in der Marine schnell zum Admiral empor und wurde sogar Militärattaché in London, Rom und Peking. Zuletzt ernannte man den Slowenen 1984 zum Leiter des jugoslawischen Nachrichtendienstes. Derzeit ist Brovet Mitglied im „Kommandostab“ der jugoslawischen Bundesarmee und zusammen mit General Blagoje Adzic zweiter Mann in der Armeehierarchie. In dieser Position zeichnet er mitverantwortlich für die „sofortige Mobilmachung“ aller wehrtauglichen Männer. In der Stellungnahme der höchsten Generäle vom Dienstag abend wird dies mit dem „Eingreifen der Deutschen auf seiten der kroatischen Nationalgarde begründet.

Der General muß es ja wissen und gute Kontakte zu Deutschland haben. Denn anders als in seiner offiziellen Biographie vermerkt, kämpfte er von 1943 bis 45 nicht auf seiten der Partisanen, sondern ging als deutscher Staatsbürger mit Arier-Nachweis im österreichischen Kärnten zur Schule. Er trat am 14. Mai 1930 im zweisprachigen slowenisch-deutschen Dorf Bachern (Pohorje) auch der Hitlerjugend bei. Er war einer der drei Jungen aus der Klasse, die sich freiwillig die braune HJ-Uniform überstreiften, so sagt sein Mitschüler Marko Dumpelnik heute. Die Biographien wurden auch bei anderen verschönert. So auch bei dem heute noch sehr einflußreichen General Branko Mamula, dem eine Nähe zu den italienischen Faschisten nachgesagt wird. Mamula, zehn Jahre älter als Brovet, soll demnach direkt als Soldat auf Seite der Italiener gegen Titos Partisanen in den Kampf gezogen sein. Daß gerade Brovet und Mamula nun vor dem „Vierten Reich“ warnen, das „Deutschland und seine neuen Verbündeten“ auf dem Balkan errichten wollen, ist eine hübsche Fußnote der Geschichte. Roland Hofwiler