piwik no script img

Der kleine Unterschied

■ Boris Becker und Steffi Graf erreichten beide die Finals in Stockholm und Brighton

Brighton/Stockholm (dpa/taz) — Steffi Graf im Endspiel, Boris Becker im Endspiel — die beiden Weltranglisten-Zweiten hauen in Brighton beziehungsweise in Stockholm mächtig auf den Putz. Steffi Graf hatte zwar große Mühe, doch gewohnt stur und mit zusammengebissenen Zähnen besiegte sie Barbara Paulus (Österreich) knapp mit 7:5, 6:1. Grafs Endspielgegnerin ist die Weltranglisten- Zwölfte Zina Garrison (USA), die gegen eine rückenlahme Caterina Lindqvist ins Finale einzog. Die Schwedin gab beim Rückstand von 6:1, 1:0 wegen Kreuzweh auf.

Boris Becker erfreut momentan die Herzen der Schweden. Sein Rezept: Immer ein bißchen länger gut spielen als die Gegner. „Ich warte, bis bei denen der Einbruch kommt. Dann habe ich meine Chance und nutze sie. Das ist halt auch der Unterschied zwischen dem zweiten und dem zwanzigsten Weltranglistenplatz.“ Auch der aufschlaggewaltige Pete Sampras (USA) wurde Opfer der Beckerschen Lauer- und Wartetaktik. Zwar nahmen sich die beiden immer wieder gegenseitig die Aufschlagspiele ab, doch am Satzende, just dann, wenn es brenzlig wurde, zog Becker sein gefürchtetes mentales Repertoire aus der Tasche, behielt die Nerven und servierte gemeine Asse. 7:5, 7:5 schlug er den aalglatten Amerikaner, und damit das erste mal seit Wimbledon wieder einen Top- Ten-Spieler.

Was ihm, scheint's, gut gefallen hat, denn im Halbfinale traf er auf den French-Open-Sieger Jim Courier (USA) und schlug ihn in einem hochklassigem Match mit 6:7, 6:3, 6:4. Allerding mußte Becker, um so richtig drauf zu kommen, erst Satz Nummer eins im Tiebreak gegen den Weltranglisten-Dritten verlieren.Aber er siegte — wie schon in den zwei vorangegangenen Aufeinandertreffen der beiden.

Zuvor stand Schwedenliebling Stefan Edberg im Mittelpunkt. Erst gewann er gegen Richie Reneberg (USA) mit 6:3, 2:6, 6:3, dann besiegte er im Halbfinale Aaron Krickstein (USA) glatt 6:2, 6:2. Derart gut gelaunt, überreichte er alsdann der schwedischen Krebshilfe einen Scheck von umgerechnet zwölf Millionen Mark — 100.000 hatte eine Frau allein für den U.S.-Open-Schläger des schüchternen Blonden berappt. Ob Edbergs Spende tatsächlich nur eine gute Tat war, oder er nur das Publikum für die Wiederauflage des Vorjahresfinales Becker-Edberg bestechen wollte, bleibt unklar. miß

Guaruja, Halbfinale: Markus Zoecke (Berlin) - Carlos Costa (Spanien) 6:4, 6:2; Javier Frana (Argentinien) - Francisco Roig (Spanien) 1:6, 6:3, 6:0.

Damen in San Juan/Puerto Rico, Halbfinale: Amanda Coetzer (Südafrika) - Sabine Appelmans (Belgien) 3:6, 6:3, 7:5; Julie Halard (Frankreich) - Mary Pierce (Frankeich) 7:5, 6:1.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen