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In Zaire droht der Bürgerkrieg

Die Armee ist gespalten/ Nächste Woche wollen alle ausländischen Truppen das Land verlassen haben  ■ Aus Kinshasa Bettina Gaus

Plünderer werden standrechtlich erschossen, hat das militärische Oberkommando in Zaire am Samstag angekündigt. Fraglich ist jedoch, ob Militärgerichte überhaupt gebildet werden könnten, denn derzeit scheint niemand die Kontrolle über die Armee zu haben. Gerüchte besagen zwar, daß Staatspräsident Mobutu selbst die Plünderungen geduldet, wenn nicht sogar angestiftet hat, um einen Vorwand für die Ausrufung des Notstands zu haben. Viele ausländische Beobachter aber halten diese Darstellung für unwahrscheinlich. Denn es gibt immer mehr Hinweise, daß die Streitkräfte gespalten sind und sich Mobutu-treue Einheiten und Unterstützer der Opposition gegenüberstehen. Viele befürchten den Ausbruch eines Bürgerkrieges. Gerüchte gehen um, daß 500 Söldner in der Nähe von Kinshasa auf Mobutus Befehl zum Eingreifen warten.

Die Industriestaaten scheinen die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der politischen und wirtschaftlichen Krise aufgegeben zu haben. In einer in ungewöhnlich scharfem Ton gehaltenen Erklärung haben die Botschafter der EG-Mitgliedsländer Mobutu mitgeteilt, die Ernennung einer nichtkonsensfähigen Regierung werde „ernste politische, diplomatische und wirtschaftliche Konsequenzen“ nach sich ziehen. Diplomaten betonten gegenüber der taz aber ausdrücklich, sie hätten damit nicht ihre Unterstützung für die Person Etienne Tshesekedi ausdrücken wollen, den das Oppositionsbündnis als einzigen Kandidaten für das Amt des Premierministers benannt hat.

Unterdessen evakuieren belgische und französische Einheiten aus dem ganze Land AusländerInnen. Die Aktion wird vermutlich rund eine Woche dauern, da sich Schätzungen zufolge noch immer allein 10.000 StaatsbürgerInnen der ehemaligen Kolonialmacht Belgien in dem afrikanischen Staat aufhalten. Die meisten Deutschen sind bereits nach den ersten Plünderungen vor einem Monat aus dem Land ausgereist. Nach der Evakuierungsaktion sollen auch die letzten ausländischen Truppen Zaire verlassen, um nicht, wie es heißt, in „interne Angelegenheiten“ verwickelt zu werden.

In der Hauptstadt Kinshasa herrschte am Wochenende gespannte Ruhe. Für heute hat Etienne Tshesekedi die Bevölkerung erneut zu Massendemonstrationen aufgerufen. BeobachterInnen befürchten, daß die Versorgungslage schon bald kritisch wird: Die Vorräte in Kinshasa dürften für etwa zehn Tage ausreichen. Ein Lebensmittelkonvoi aus der Hafenstadt Matadi, wo ein großer Teil der für Kinshasa bestimmten Konsumgüter eintrifft, ist spurlos verschwunden. Er stand unter dem „Schutz“ zairischer Soldaten.

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