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Raum & Zeit im Rathaus überbrückt

■ Um sechs haarkleine Linien drehte sich gestern das Bremer Rathaus

Gut 30 nobel gekleidete Herren in den besten Jahren saßen gestern nachmittag im Festsaal des Bremer Rathauses um einen großen eckigen Tisch herum. Finnland, Kanada, Großbritannien, Frankreich Belgien, Dänemark, Australien, natürlich die Bundesrepublik und die USA waren vertreten, Japan gleich mit drei Vertretern. „Bremen steht mit dieser Veranstaltung für einige Minuten im Mittelpunkt des Interesses von Nordamerika Asien, Australien, und Europa“, hatte Bremens Senator für Justiz und Verfassung die Männer höflich begrüßt, es gehe „um einen neuen Abschnitt in den transatlantischen Beziehungen nach dem Ende des Ost- West-Konfliktes“.

Kröning sprach die „Brücke“ an, die „zu den Ländern des Ostens“ geschlagen werde, und versicherte: „Ohne Information, ohne Transparenz, ohne die Beteiligung aller an allen Ereignissen, ohne die Überbrückung von Raum und Zeit, die Kommunikatin leistet, wäre der Ost-West- Konflikt kaum zu überwinden gewesen, wäre Solidarnosc nicht erfolgreich gewesen, wäre die Mauer nicht gefallen und wäre der Putsch in Moskau nicht gescheitert.“

Bremen sei, so Kröning, nicht zufällig der Ort dieses Ereignisses. „1928 überquerte das erste Flugzeug, die 'Bremen', den Atlantik von Baldonnel bei Dublin bis Greenly Island in Kanada, woran eine Tafel am Eingang des Ratshauses erinnert“, erklärte Kröning den Gästen aus aller Welt, und fuhr fort: „Im 19. Jahrhundert wanderten Hundertausende von Menschen aus Deutschland und Europa nach Amerika über Bremerhaven aus, und im 20. Jahrhundert behauptete der Zweistädte-Staat seine Selbständigkeit...“ (Alle Zitate nach dem schriftlichen Redemanuskript)

Die Herren gaben sich überzeugt, zückten ihre Füllhalter und unterschrieben, 39 Unterschriften benötigte das Vertragswerk. Tausende von Arbeitern können nun ans Werk gehen, sechs haarfeine Glasfaser-Kabel nördlich von Großbritannien herum quer durch den atlantischen Ozean zu versenken: Das erste Transatlantik-Glasfaser-Kabel von der Bundesrepublik direkt in die USA kann verlegt werden. Frühere Kabel waren nicht aus Glasfaser und liegen südlich von Großbritannien auf dem Meresboden. In Norden an der Ems soll das neue Kabel an Land gehen, 23.000 Telefongespräche passen parallel hindurch, die Übermittlung ist 400 Millisekunden schneller als die über Satellit. 300 Millionen Dollar kostet der Spaß.

Warum gerade der Bremer Justizsenator der glückliche Festredner werden durfte? Auch das ließ Kröning nicht im dunklen: „Ich danke besonders der Telecom. Sie hat unsere Stadt ausgewählt, weil im Bezirk der Oberpostdirektion Bremen der Landepunkt des ersten Transatlantikkabels liegt...“ K.W.

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