: Abwicklung der Linken-betr.: "Begriffsstutzig", taz vom 25.10.91
betr.: „Begriffsstutzig“,
taz vom 25.10.91
[...] So titelte Barbara Geier ihren Kommentar. Sie hat recht, denn mit der Säge der Demagogie arbeitet sie am Ast, auf dem auch die taz sitzt. Freilich, es geht gegen das 'Neue Deutschland‘. Nicht daß ich keine Erfahrungen mit der Zeitung nach der Wende hätte, ein Blatt, das die qualvolle Beziehung zwischen Beharrung und Veränderung, wohl auch Trotz widerspiegelt.
Jedoch nicht zu sehen, daß Teile der Konservativen die linke Opposition insgesamt abwickeln, daß in Deutschland ein Kulturkampf gegen „andere Deutsche“ (ein anderes Deutschland ist wohl nur ein Mythos) tobt — dies ist begriffsstutzig.
Meinen Zorn in diesem Kommentar erregt jedoch der denunziatorische Stil und die schreckliche Unkenntnis (eine letzte Hoffnung) von deutscher Geschichte und deren DDR-Anteil.
Die taz kämpft um den Markt, und die Marktbedingungen sind deutsch — Punkt. Da wird also, weiß der Geier warum, ausgerechnet die Äußerung eines Professor Walter Markov der Einseitigkeit geziehen.
Bemerkenswert ist der Stil der Unpersönlichkeit, Geier hat mit einem Markov und seiner Geschichte als Antifaschist und Antistalinist nichts zu tun.
Muß sie ja auch nicht. Nur wieso redet sie dann mit, wo sie doch nichts von historischer Wahrhaftigkeit und moralischer Lauterkeit mitzuteilen hat? Oder erfüllt sie nur das Geschäft, eben taz-Konkurrenten zu schlagen?
Da eröffnet sich ein Abgrund an ahistorischem — und darin typisch westdeutschem — Denken. En passant gerät der Hieb gegen das 'ND‘ zur Absage an die 68er. Denn, „für die DDR trifft jedenfalls zu“, Zeitungen, die sich an den Lebensinteressen der einfachen Menschen orientieren, haben es schwer. Einst traten die 68er gegen Springer an, die taz war eines ihrer Kinder, viel Erfolg auf Eurem Weg der Sieger in der deutschen Geschichte — es wurde allemal ein Pyrrhussieg.
So bleibt zu hoffen, daß die taz der Begriffsstutzigen stirbt. Bernd Wittich, Gronau
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