Israel-Ägypten: Frostige Nachbarschaft

■ Das Camp-David-Abkommen von 1979 hat das Mißtrauen nicht beseitigt

Zwölf Jahre, nachdem ihre Regierung den ersten und einzigen Vertrag der arabischen Welt mit Israel unterzeichnet hat, feiern die Ägypter den Krieg gegen Israel immer noch mit größerer Begeisterung als den Frieden, der danach kam. Und das, obwohl Ägypten mit dem Friedensabkommen von Camp David im Jahre 1979 alle jene Gebiete zurückerhielt, die es während des Sechs-Tage-Krieges an Israel verloren hatte. Doch der Frieden zwischen Israel und Ägypten ist einer ohne Herz und ohne Seele, er basiert nur auf Dokumenten und Versprechungen und ist gekennzeichnet von Mißtrauen auf ägyptischer, von Enttäuschung auf israelischer Seite.

Wenn sich Araber und Israelis heute in Madrid erstmals an einen Tisch setzen, lehren die Erfahrungen Israels und Ägyptens, wie schwierig es auch unter günstigstem Vorzeichen ist, Brücken zu schlagen. Von nennenswerten Handelsverbindungen zwischen beiden Staaten seit 1979 kann keine Rede sein, unter anderem weil ägyptische Unternehmen von ihren Kunden boykottiert werden, nur weil sie Handel mit Israelis treiben. Auch der avisierte wissenschaftliche und kulturelle Austausch ist nie zustande gekommen. Die potentiell lukrative Tourismusbranche profitiert nur einseitig: Durchschnittlich nur etwa 5.000 Ägypter besuchten während der vergangenen zehn Jahre Israel. Dagegen kamen rund 70.000 israelische Besucher jährlich nach Ägypten.

Nun sind die Möglichkeiten Ägyptens, die frostigen Beziehungen zu Israel aufzutauen, begrenzt. Denn nachdem Anwar-Al Sadat 1979 seinen historischen Jerusalem- Besuch gemacht und anschließend den Separatfrieden mit Israel unterzeichnet hatte, wurde Ägypten systematisch von der arabischen Welt abgeschnitten.

Die Arabische Liga, in Kairo gegründet, zog um nach Tunis. Die Wirtschaftshilfe, die Ägypten bis dahin von den reichen Golf-Staaten bezogen hatte, wurde eingestellt, Ägypten stützte sich zunehmend auf US-Hilfe. Zwar hat Ägypten im letzten Jahr viel von seinem verlorenen Ansehen wiedererlangt. Aber die arabische Liga hält nach wie vor ihren Boykott gegen Firmen aufrecht, die Handel treiben mit Israel. Linke Gruppen und islamische Fundamentalisten, die in Ägypten wirken, leisten heftigen Widerstand gegen eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel. Und die israelische Regierung beklagt sich über diplomatische Kränkungen, menschliche Brüskierungen und manchmal auch über antisemitische und antiisraelische Kommentare in ägyptischen Zeitungen. Der höchste ägyptische Regierungsvertreter, der in diesem Jahr zur Unabhängigkeitsfeier in der israelischen Botschaft in Kairo erschien, war Ägyptens Landwirtschaftsminister; und als höchster Regierungsbeamte, der als erster nach Sadat im kommenden Monat Israel einen Staatsbesuch abstatten wird, ist der Tourismusminister. Susan Sachs (wps), Kairo