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Irlands Premierminister klebt an seinem Sessel

■ Auch wenn die eigene Partei ihn zum Rücktritt drängt

Dublin (taz) — Noch vor zwei Wochen hatte sich der irische Premierminister Charles Haughey als strahlender Sieger präsentiert: Das Parlament sprach ihm — wenn auch nur mit drei Stimmen Mehrheit — das Vertrauen aus. Doch das Vertrauen seiner Fianna-Fail-Partei (Soldaten des Schicksals) hat er verloren, da die Partei dank zahlreicher Finanzskandale, in die auch Haugheys Freundeskreis verstrickt ist, bei Meinungsumfragen immer weiter absackt. Minister verkünden, daß Haughey sie keinesfalls in den nächsten Wahlkampf führen werde. Hinterbänkler erklären, daß eine Revolte gegen den Chef nur abgeblasen wurde, weil dieser versichert habe, Anfang nächsten Jahres zurückzutreten.

Doch Haughey klammert sich an den Job, der ihn zum Multimillionär gemacht hat. Gelegenheiten zu Eigentoren läßt er dabei nicht aus. So leugnete er hartnäckig, daß er Cahill, den Aufsichtsratsvorsitzenden der skandalgeschädigten irischen Zuckergesellschaft, vor der Privatisierung im vergangenen Jahr zu einem Privatgespräch getroffen habe. Als eine Wirtschaftszeitung behauptete, Cahill sei auf Firmenkosten mit einem Hubschrauber in Haugheys Garten gelandet, entgegnete Haughey lapidar: „Ich bleibe bei meiner Geschichte.“ Diese Formulierung ist in Irland aus amerikanischen Kriminalserien bekannt. Sie wird von Gangstern benutzt — die am Ende regelmäßig überführt werden.

So auch in der irischen Provinzposse: Gestern mußte Haughey kleinlaut eingestehen, das Treffen mit Cahill habe stattgefunden. Hatte er das vergessen? Möglicherweise landen ja täglich Hubschrauber in seinem Garten. Wie dem auch sei: Die Schicksalssoldaten zählen die Tage, bis Haughey die Zeit für einen „würdevollen Abgang“ günstig scheint. Ralf Sotscheck

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