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Der häßliche Jude

■ betr.: taz-Karikatur vom 26.10.91

betr.: taz-Karikatur vom 26.10.91

Ganz in der Tradition der 'Stürmer‘- Karikaturisten, wo politisch ungelegene Personen als hassenswerte Gestalten und der Karikatur des „häßlichen Juden“ diffamiert wurden, kommt nun ausgerechnet die taz daher und stellt Wolf Biermann als reaktionäres (kleines) Arschloch dar.

Machen wir uns doch nichts vor. Am wenigsten geht es dabei um den von Biermann — offensichtlich zu fahrlässig — der Stasi-Zuarbeit beschuldigten Sascha A. Die jetzt am lautesten schreien, sind einmal mehr jene, die sich noch an jeder ätzenden Diffamierung über Menschen aus einem anderen politischen Lager geweidet haben und die den Abweichler Biermann doch seit langem schon als das bezeichnen, was sie jetzt als schlimmes Wort heucheln.

Mir kommt der Ekel, wenn ich diese Schein-Empörten in Worten und durchsichtigen Polemiken aufheulen höre. Und doch bin ich dankbar, unterstreicht dieses Bild einmal mehr eine Denkart, wie sie auch unter einem Teil der „Linken“ populär und auf den simplen Nenner zu bringen ist: Rührst du nicht mit im „linken“ Einheitsbrei, wirst du als reaktionäres Schwein und „Kriegstreiber“ beschimpft und als Verräter in dein politisches Gegenteil verkehrt. Henryk M. Broder und Wolf Biermann wissen über diesen täglichen kleinen Faschismus unter Linken und können ihr Liedlein drauf singen. Ihr Vergehen: Beide sprachen für ein militärisches Eingreifen der Alliierten und gegen eine Apeacement-Politik, deren Gefolgschaft von satter Gleichgültigkeit am Schicksal der Kurden, Kuwaitis und Israelis geleitet waren — und sind.

Die Situation heute? Saddam Hussein metzelt sein eigenes Volk, Abweichler, Schiiten und Kurden weiterhin ab: die perverse und absehbare Konsequenz aus dem von den Pazifisten vielbejubelten „Waffenstillstand“. [...] Ralf Brings, Hamburg

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