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Kroatien als Motivation

Paris (dpa/taz) — Goran Ivanisevic drehte seinen Schläger, stemmte den Griff wie ein Gewehr in die Hüfte und „feuerte“ in Richtung Linienrichter. Goran, der geschmacklose Hitzkopf. Eine halbe Stunde später verkündete der 20jährige in Paris: „Jeder Sieg von mir ist ein Sieg für Kroatien.“ Goran, der selbsternannte Botschafter eines vom Bürgerkrieg gebeutelten Volkes. Auf der großen Anzeigetafel in der Halle klafft hinter dem Namen Ivanisevic dort eine Lücke, wo sonst die Nationalität des Spielers angegeben wird. Das Sweatshirt, mit dem der dunkelhaarige Schlaks zum siegreichen Duell gegen John McEnroe erschien, trug neben dem Nationalwappen und dem Werbe-Logo für ein Mineralwasser die Aufschrift „Stoppt die Aggression gegen Kroatien“. „Ich fühle mich als Botschafter Kroatiens und hoffe, daß ich bald auch offiziell für mein Land spielen kann“, erläuterte der Linkshänder am Rande der Paris Open sein Anliegen.

Die Freundschaft zu seinem serbischen Daviscup-Kamerad Slobodan „Bobo“ Zivojinoic hat Ivanisevic aufgekündigt: „Nachdem er im Daviscup-Halbfinale wieder für Jugoslawien gespielt hat, wird es nicht mehr so sein wie früher. Ich glaube nicht, daß wir noch gute Freunde sein können.“ Grotesk wird das Ganze, wenn Leistung und Politik unmittelbar verknüpft werden: „Daß ich für Kroatien spiele, hilft mir, mich zu motivieren. Ich spiele seither besser“, stellte Ivanisevic fest.

Besonnener erscheint da die Argumentation des 27 Jahre alten Goran Prpic: „Wir als Tennisspieler haben die Chance, jede Woche an einem anderen Platz der Welt darauf aufmerksam zu machen, was in Kroatien geschieht.“

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