: Im Studio
■ Levi Seacer Jr., Gitarrist und Freund von Prince, gibt Auskunft
Eric Dahan: „Geschrieben, arrangiert und produziert von Prince und der New Power Generation“, mit Ausnahme der Stücke ohne Prince, wie bei „Graffiti Bridge“. Wer genau macht was?
Levi Seacer Jr.: Jemand kommt mit einer Idee und wir fangen an, dazu zu spielen; Prince bringt eine Kassette, eine geträllerte Melodie, Klavier. Aber es gibt drei Titel, die er ganz alleine gemacht hat: Diamonds and Pearls, Push, Money. Nun, er will diesen Gruppensound. Er trifft sowieso immer Leute, mit denen er arbeiten möchte.
Ein Beispiel für eine typische Session?
Wir arbeiten nie kontinuierlich, wir gehen nicht täglich ins Studio. Viele Titel sind während der Japan- Tournee aufgenommen worden; wir haben ein Studio gemietet, vor Ort geschrieben und aufgenommen. Ungefähr fünf Monate Aufnahmen.
Und Prince, wie ist er?
Sehr cool: Er gibt zwei, drei Anweisungen und los geht's. Wenn er nicht zufrieden ist, lenkt er uns in eine andere Richtung. Bei einer Ballade wird er sagen: „Ich hätte den Beat gern ein bißchen mehr sexy; bei einem Up-tempo-Stück: „Ein bißchen mehr back-beat bitte“ oder auch: „Das sollte mehr hard-edged sein“.
Nennt er andere Musiker?
Ja und nein... Jedenfalls, wenn wir was Jazziges spielen, erwähnt er Miles Davis. Er sagt immer: „Das muß abenteuerlicher werden, wie Bitches Brew“.
Die Welttournee?
Wir wissen noch nichts. Wir sind im ersten Stadium der Proben, der Arrangements für die neuen Titel, und wir versuchen, die älteren einzubauen.
Das Gerücht Prince/Miles?
Niemand weiß es wirklich, welche Form das annehmen wird, jetzt, wo er tot ist — wenn es überhaupt eine annehmen wird. Alles, was ich weiß, ist, daß Prince ihn die Bänder der Gruppe hat anhören lassen, und Miles hat darauf was aufgenommen.
Was sagt Prince zu den Flops der letzten Filme und Platten?
Er redet nie davon; er lebt in seiner eigenen Welt.
Sein Pop-Geschmack?
Er mag Yes, Guns'n'Roses, Rufus und Chaka Khan, die Texte von Joni Mitchell...
Wie geht es beim Mischen zu?
Wir haben immer einen Ingenieur dabei, er geht viel dazwischen, aber er ist offen für alle Vorschläge.
Sein Instrument bei einer Session?
Es ist immer ein Harmonie-Instrument: Er schlägt ein paar Akkorde auf Gitarre, Orgel, Klavier oder Synthesizer. Und plötzlich erhebt er sich und sagt: „Also, wir probieren jetzt mal drauf los, und wenn es klappt, nehmen wir unverzüglich auf.“
Prince privat?
Wir reden immerzu. Auch mitten in einer Session unterbrechen wir, um drei Stunden zu plaudern. Über das Leben im allgemeinen, über Kino.
Aus: Libération, 12./13. Oktober 1991
Aus dem Französischen von Barbara Häusler
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